Leserbrief an das Katholische Sonntagsblatt, das in der Ausgabe 21/2008 vom 25. Mai 2008 (ohne den letzten Absatz) abgedruckt wurde.

Nachdem Origenes über viele Jahrhunderte vor der Öffentlichkeit geradezu versteckt wurde, ist es schon sehr bemerkenswert dass man sich heute seiner Theologie und Denkweise wieder erinnern möchte. Dies ist umso erfreulicher, als er schon damals Vorstellungen zur Diskussion stellte für die es heute konkrete Anknüpfungspunkte gibt. Etwa 20% der Menschen, die nach einem klinischen Tod wiederbelebt wurden berichten von einer Nahtodeserfahrung. Einige davon sahen sich neben einer Lebensrückschau auch in einer Existenz vor diesem irdischen Leben. Die Berichte darüber sind so überzeugend, dass wir schon aus diesem Grund das Weltbild des Origenes wieder neu in Betracht ziehen sollten. Seine Präexistenzlehre besagt, dass wir schon vor diesem Leben existent waren, was auch die von der heutigen Theologie unbeantwortbare Frage nach dem Grund für die extrem unterschiedlichen Startbedingungen erklärt. Eine weitere sehr wichtige Erfahrung in Nahtoderlebnissen ist die bedingungslose, grenzenlose und allumfassende Liebe Gottes zu all seinen Geschöpfen. Hier bleibt kein Platz für die Vorstellung einer ewigen Verdammnis, das noch dem archaischen Gottesbild des Alten Testamentes entsprungen ist und sich trotzdem bis heute in der Theologie erhalten hat.

Fortsetzung des Leserbriefes die nicht abgedruckt wurde:

Origenes lehrt die Erlösung aller Geschöpfe, was das Gleichnis des verlorenen Sohnes eigentlich unmissverständlich ausdrückt. Heute haben wir die Chance zur „Runderneuerung“ damit in Zukunft wieder Glaube, Vernunft und naturwissenschaftliche Erkenntnis ineinander passen. Origenes gibt uns dazu eine bemerkenswert moderne Vorlage.