Reaktionen auf den Leserbrief abgedruckt im Katholischen Sonntagsblatt Nr. 23/2008 und 24/2008

Leere Hölle?
Als dritten »Meilenstein der Theologie« nahmen wir uns in KS 17 Origenes vor. Dazu schrieb uns Claus Speer aus Heilbronn einen Leserbrief in KS 21.
Bei aller Wertschätzung des Origenes sollte man doch dessen Meinung der »leeren Hölle« in Frage stellen. Der Annahme als bloße Theorie könnte man einiges Verständnis aufbringen. Wenn man jedoch mit biblischer Begründung einen bedingungslosen Glaubenssatz ableitet, dann verkennt Herr Speer die göttliche Langmut und Barmherzigkeit: »Wer nicht glaubt, der ist schon gerichtet«. Das Mysterium des Bösen existiert einfach, und die Gerechtigkeit Gottes deckt nicht alle menschlichen Untaten mit dem Mantel der Liebe zu.
Josef Luigart, Schwäbisch Gmünd



Quietismus
Ebenfalls zum Leserbrief von Claus Speer, der sich auf den dritten Beitrag unserer Serie »Meilensteine der Theologie« bezog (vgl. KS 21).

Claus Speer behauptet, dass die Vorstellung einer ewigen Verdammnis dem archaischen Gottesbild des Alten Testaments entstamme und daher überholt sei. Leider wird die Vorstellung einer ewigen Verwerfung und folgerichtig die Existenz des Teufels und der Hölle, obwohl von den Evangelien eindeutig bezeugt, von vielen Theologen bestritten, ja selbst von der Kirche in ihrer Katechese verdrängt. Dieser »Paradigmenwechsel«, der tief ins Bewusstsein der Gläubigen eingedrungen ist, zeitigt einen gefährlichen religiösen Quietismus, der in der Kirche unabsehbaren Schaden angerichtet hat. Ich behaupte sogar, dass die einseitige Verabsolutierung der göttlichen Barmherzigkeit auf Kosten der unendlichen Gerechtigkeit, welch letztere ein nicht minder gültiges Attribut der Vollkommenheit Gottes ist, zu einer der Hauptursachen geworden ist, dass sich die Kirchen immer mehr entvölkern. Die Gläubigen erkennen die Kirche immer weniger als notwendiges Heilsinstrument, nachdem ihnen vor Augen gestellt wird, dass die unendliche Barmherzigkeit Gottes es nicht zulassen könne, dass ein Mensch ewig verloren gehe. Doch das Evangelium spricht eine andere Sprache und warnt eindringlich vor der ewigen Verwerfung.
Bertram Muther, Schramberg


Nahtoderlebnis
Zum Leserbrief »Vor diesem Leben« in KS 21 ,- der sich mit
Origenes befasste.
 Der Verfasser dieses Leserbriefes sagte: »Eine weitere wichtige Erfahrung von Nahtoderlebnissen ist die bedingungslose Liebe Gottes zu allen seinen Geschöpfen. Hier bleibt kein Platz für die Vorstellung einer ewigen Verdammnis ...«. Die Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross berichtete stets über positive Nahtoderlebnisse. Dazu folgende Begebenheit, die ich neulich unterwegs im Autoradio hörte: Ein Mann, der klinisch tot war und durch Reanimation wieder belebt wurde, und aufgrund seiner Erlebnisse sein Leben total änderte, sagte: »Ich stand vor der Hölle«! Er nahm daher Verbindung auf mit Frau Kübler-Ross über seine Nahtoderlebnisse. Er fragte sie, ob sie denn nicht auch mit vergleichbar negativen Fällen zu tun hatte? Als Antwort erhielt er, ; dass man so etwas den Menschen doch nicht sagen könne!
Anton Ceray, Bodnegg

 

Nicht glaubwürdig
Zum Leserbrief von Claus Speer in KS 21, der sich im Rahmen unserer Serie »Meilensteine der Theologie« auf Origenes bezog, dabei die Erfahrung von Nahtoderlebnissen besonders thematisierte und diese mit der Präexistenzlehre verknüpfte.
Die Fälle, die sich unter inzwischen hunderttausend Nahtoderfahrungen (NTE) an frühere Leben zu erinnern scheinen, sind an einer Hand abzuzählen und deswegen nicht als Hinweis auf frühere Leben zu werten. Das Reinkarnationsprinzip beschreibe ich als nicht glaubwürdig. Auch die im Leserbrief geäußerte Ansicht zur ewigen Verdammnis ist aus NTE nicht abzuleiten. Es gibt tausende höllischer NTE, die die Quelle aller Höllenvorstellungen auch gerade im tibetanischen Buddhismus sind. Es ist somit falsch (und außerordentliche gefährlich und auch einmal vor Gott zu verantworten), aus den NTE heraus allen Menschen in nivellierender Weise den Himmel zu versprechen. Zumindest ein Fegefeuer zur Reinigung von allem negativen verantwortbaren Wesen wird es geben. Im Übrigen kennen alle (Hoch-) Religionen Höllenkonzepte. Diese stammen also nicht aus dem Alten Testament, sondern aus veränderten Wachbewusstseinszuständen wie den NTE. Insgesamt ist dieser Leserbrief ein Beispiel dafür, wie NTE in falscher Deutung missbraucht werden, um das eigene Weltbild zu verbreiten. Genau das zeichnet viele Esoteriker aus, die selektiv wahrnehmen.
Michael Schröter-Kunhardt, Facharzt für Psychiatrie, Heidelberg