Leere Hölle?
Als dritten »Meilenstein der Theologie«
nahmen wir uns in KS 17 Origenes vor. Dazu schrieb uns Claus Speer aus
Heilbronn einen Leserbrief in KS 21.
Bei aller Wertschätzung des Origenes sollte man doch dessen Meinung der
»leeren Hölle« in Frage stellen. Der Annahme als bloße Theorie könnte man
einiges Verständnis aufbringen. Wenn man jedoch mit biblischer Begründung
einen bedingungslosen Glaubenssatz ableitet, dann verkennt Herr Speer die
göttliche Langmut und Barmherzigkeit: »Wer nicht glaubt, der ist schon
gerichtet«. Das Mysterium des Bösen existiert einfach, und die Gerechtigkeit
Gottes deckt nicht alle menschlichen Untaten mit dem Mantel der Liebe zu.
Josef Luigart, Schwäbisch Gmünd
Quietismus
Ebenfalls zum Leserbrief von Claus Speer,
der sich auf den dritten Beitrag unserer Serie »Meilensteine der Theologie«
bezog (vgl. KS 21).
Claus Speer behauptet, dass die Vorstellung einer ewigen Verdammnis dem
archaischen Gottesbild des Alten Testaments entstamme und daher überholt
sei. Leider wird die Vorstellung einer ewigen Verwerfung und folgerichtig
die Existenz des Teufels und der Hölle, obwohl von den Evangelien eindeutig
bezeugt, von vielen Theologen bestritten, ja selbst von der Kirche in ihrer
Katechese verdrängt. Dieser »Paradigmenwechsel«, der tief ins Bewusstsein
der Gläubigen eingedrungen ist, zeitigt einen gefährlichen religiösen
Quietismus, der in der Kirche unabsehbaren Schaden angerichtet hat. Ich
behaupte sogar, dass die einseitige Verabsolutierung der göttlichen
Barmherzigkeit auf Kosten der unendlichen Gerechtigkeit, welch letztere ein
nicht minder gültiges Attribut der Vollkommenheit Gottes ist, zu einer der
Hauptursachen geworden ist, dass sich die Kirchen immer mehr entvölkern. Die
Gläubigen erkennen die Kirche immer weniger als notwendiges Heilsinstrument,
nachdem ihnen vor Augen gestellt wird, dass die unendliche Barmherzigkeit
Gottes es nicht zulassen könne, dass ein Mensch ewig verloren gehe. Doch das
Evangelium spricht eine andere Sprache und warnt eindringlich vor der ewigen
Verwerfung.
Bertram Muther, Schramberg
Nahtoderlebnis
Zum Leserbrief »Vor diesem Leben« in KS 21
,- der sich mit
Origenes befasste.
Der Verfasser dieses Leserbriefes sagte: »Eine weitere wichtige
Erfahrung von Nahtoderlebnissen ist die bedingungslose Liebe Gottes zu allen
seinen Geschöpfen. Hier bleibt kein Platz für die Vorstellung einer ewigen
Verdammnis ...«. Die Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross berichtete stets
über positive Nahtoderlebnisse. Dazu folgende Begebenheit, die ich neulich
unterwegs im Autoradio hörte: Ein Mann, der klinisch tot war und durch
Reanimation wieder belebt wurde, und aufgrund seiner Erlebnisse sein Leben
total änderte, sagte: »Ich stand vor der Hölle«! Er nahm daher Verbindung
auf mit Frau Kübler-Ross über seine Nahtoderlebnisse. Er fragte sie, ob sie
denn nicht auch mit vergleichbar negativen Fällen zu tun hatte? Als Antwort
erhielt er, ; dass man so etwas den Menschen doch nicht sagen könne!
Anton Ceray, Bodnegg
Nicht glaubwürdig
Zum Leserbrief von Claus Speer in KS 21,
der sich im Rahmen unserer Serie »Meilensteine der
Theologie« auf Origenes bezog, dabei die Erfahrung von
Nahtoderlebnissen besonders thematisierte und diese mit der
Präexistenzlehre verknüpfte.
Die Fälle, die sich unter inzwischen hunderttausend
Nahtoderfahrungen (NTE) an frühere Leben zu erinnern
scheinen, sind an einer Hand abzuzählen und deswegen nicht
als Hinweis auf frühere Leben zu werten. Das
Reinkarnationsprinzip beschreibe ich als nicht glaubwürdig.
Auch die im Leserbrief geäußerte Ansicht zur ewigen
Verdammnis ist aus NTE nicht abzuleiten. Es gibt tausende
höllischer NTE, die die Quelle aller Höllenvorstellungen
auch gerade im tibetanischen Buddhismus sind. Es ist somit
falsch (und außerordentliche gefährlich und auch einmal vor
Gott zu verantworten), aus den NTE heraus allen Menschen in
nivellierender Weise den Himmel zu versprechen. Zumindest
ein Fegefeuer zur Reinigung von allem negativen
verantwortbaren Wesen wird es geben. Im Übrigen kennen alle
(Hoch-) Religionen Höllenkonzepte. Diese stammen also nicht
aus dem Alten Testament, sondern aus veränderten
Wachbewusstseinszuständen wie den NTE. Insgesamt ist dieser
Leserbrief ein Beispiel dafür, wie NTE in falscher Deutung
missbraucht werden, um das eigene Weltbild zu verbreiten.
Genau das zeichnet viele Esoteriker aus, die selektiv
wahrnehmen.
Michael Schröter-Kunhardt, Facharzt für
Psychiatrie, Heidelberg