Antwort zu den Reaktionen

Die Reaktionen auf meinen Leserbrief in KS21 bezogen sich vor allem auf den Satz "Eine wichtige Erfahrung in Nahtoderlebnissen ist die bedingungslose, grenzenlose und allumfassende Liebe Gottes zu all seinen Geschöpfen. Hier bleibt kein Platz für die Vorstellung einer ewigen Verdammnis, das noch dem archaischen Gottesbild des Alten Testamentes entsprungen ist und sich trotzdem bis heute in der Theologie erhalten hat". 

Origenes wäre sehr gründlich missverstanden, würde man aus diesem Satz  schließen, er hätte eine "leere Hölle" (Josef Luigart) oder die Nichtexistenz von Teufel und Hölle (Bertram Muther) gelehrt. Auch Anton Gerau und Michael Schröter-Kunhardt weisen mit Recht darauf hin, dass  in  Nahtoderfahrungen auch höllische Erfahrungen vorkommen. Origenes Lehre besagt, dass wir Menschen alle ursprünglich Bewohner himmlischer Welten waren und uns in dieser präexistenten Phase in sehr unterschiedlichem Maße am Abfall von Gott entweder als Mitverursacher oder auch nur als verführter Mitläufer beteiligt hatten. Jeder, der negative Seelenanteile in sich entdeckt, hatte sich einst darauf eingelassen und trägt dieses Erbe noch in sich. Origenes lehrt weiter: Das Leben als Mensch ist nur ein Abschnitt im Reinigungs- und Läuterungsprozess der uns wieder in die himmlischen Welten zurückführen wird, dorthin von wo wir ursprünglich ausgegangen waren. Die auch heute noch existierende Hölle ist der unsympathische Lebensbereich derer, die den Rückweg noch nicht angetreten haben und auch noch nicht wollen. Dass sie ihn überhaupt antreten können, ist das Verdienst Jesu Christi. Vor seiner Erlösungstat konnte sich keiner mehr aus den Verstrickungen mit eigener Kraft wieder herauslösen, was bis zu diesem Zeitpunkt das Bild der ewigen Verdammnis durchaus rechtfertigte. Origenes lehrt die Erlösung aller Geschöpfe bis zum Ende der Erdgeschichte, was das Gleichnis vom verlorenen Sohn unmissverständlich ausdrückt. In unzähligen Kirchenliedern wird doch besungen, dass Christus die bis dahin verschlossenen Tore wieder geöffnet habe. Wie kann man dann heute trotzdem noch darauf bestehen, dass es selbst nach der Erlösungstat Christi immer noch eine ewige, d.h. endgültige Verdammnis geben könne. Michael Schröter-Kunhardt setzte in seinem Beitrag ahnend hinzu  "Zumindest ein Fegefeuer zur Reinigung von allem negativen verantwortbaren Wesen wird es geben".

Claus Speer, Arbeitskreis Origenes, Heilbronn