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Günter Ewald

Auf den Spuren der Nahtoderfahrungen.
Gibt es eine unsterbliche Seele?
Butzon & Bercker GmbH, 47623 Kevelaer, Deutschland ,2011 

 

Der folgende Text ist eine Sammlung von Gedanken die mir während des Lesens gekommen sind
von Claus Speer

 

Der Aufbau in die 3 Hauptkapitel macht das Buch recht übersichtlich. Gut ist auch, dass die Fallberichte, die ja fast die Hälfte des Buches ausmachen, am Anfang stehen. Sie sind bei allen Büchern über Nahtoderfahrungen das Spannendste. Die Kommentare und Erläuterungen des Autors sind sehr hilfreich die große Spannweite der Erlebnisse besser zu verstehen.

 

Der zweite Teil über Quantenphysik hat mir wieder vor Augen geführt, dass unserem menschlichen Normal-Verstand einfach Grenzen gesetzt sind. Es ist dem Autor gut gelungen das Grundwissen zur Quantenphysik zu vermitteln. Man merkt dem Text an, dass dies ihm ein großes Anliegen ist.

 

Im 3. Teil wendet der Autor die aus der Quantenphysik bekannte Verschränkung auf eine Beziehung eines Gehirnes zu seinem unsichtbaren Pendant an, das für sich alleine ohne Gehirn existieren kann. Dieses Pendant sei der eigentliche Träger der Persönlichkeit eines Menschen. Beim Lesen fiel mir eine Sendung mit Manfred Spitzer ein, der Entscheidung von Vogelschwärmen mit den Vorgängen in den Hirnarealen verglich, wenn der Mensch eine Entscheidung treffen muss. Er sprach von Schwarmintelligenz, die höher sei als die Intelligenz der einzelnen Individuen.

 

Im Kapitel 3-6 wird der Quantenphysiker Pauli beschrieben dessen psychokinetische Ausstrahlung manchen Versuchsaufbau zerstörte. Dies war für seine Umgebung so auffallend, dass man es halb im Ernst und halb im Scherz den „Pauli-Effekt" nannte. Die Internet-Enzyklopädie Wikipedia widmet dem Effekt sogar ein eigenen Stichwort: http://de.wikipedia.org/wiki/Pauli-Effekt. Bei uns zuhause war vor vielen Jahren eine Frau zu Besuch, die bemerkte, dass in ihrer Umgebung elektronische Geräte defekt wurden, sobald sie in einen bestimmten Zustand der Aufgeregtheit kam. Das war besonders oft bei der Arbeit in ihrer Firma der Fall. Es hatte ihrem Arbeitgeber eine Menge Geld gekostet und es ist Gott sei Dank nie der Verdacht auf sie gefallen. Sie vermied es, ihre Erkenntnis kund zu tun, weil sie um ihren Arbeitsplatz fürchtete. Sie bemühte sich stattdessen nicht mehr in diesen ganz spezifischen aufgeregten Zustand zu kommen und damit wurde es auch mit den Schäden besser. So blieb ihr Paulis Rauswurf aus dem Labor von Otto Stern erspart.

 

Neben mir in meinem Arbeitszimmer hängt ein verbogener Löffel, den eine vertrauenswürdige Bekannte von mir in einem außergewöhnlichen Geistes/Seelenzustand nur durch ihre fokussierte Vorstellung verbog. Es ist ihr später nie mehr gelungen in diesen Zustand zu kommen, der einen solchen Effekt auszulösen im Stande gewesen wäre. Diese mangelnde Wiederholungsmöglichkeit wird oft berichtet und entzieht den Paraphänomenen die Möglichkeit zur systematischen Untersuchung.

 

In Kapitel 3-9 entwickelt Prof. Ewald eine Verknüpfung der NTE-Forschungsergebnisse mit dem christlichen Glauben. Die Vorstellungen vom Leben nach dem Tode sind im Christentum von einer ganz erstaunlichen und sogar widersprechenden Unterschiedlichkeit. Nur diejenigen Glaubensbilder, die ein unmittelbares Weiterleben nach dem Tode zum Inhalt haben, sind mit den NTE-Erfahrungen vereinbar.

 

Beim Lesen des Kapitels sind mir noch andere Erfahrungen in den Sinn gekommen, die den Kern christlicher Theologie berühren.

 

Von Christus wird berichtet, wie er nach seinem Tod seinen Jüngern erschien und durch verschlossene Türen kam und ging. Ähnliche Erlebnisse hatte der Hamburger Lehrer Jörgen Bruhn mit seinem Bruder. Er beschreibt, wie ihm sein verstorbener Zwillingsbruder in gleicher Weise körperlich erschien. In der Literatur gibt es viele solcher Berichte. Wenn wir uns die Erfahrungen von Herrn Bruhn zu Eigen machen, dann ist die Auferstehung, wie sie von Christus berichtet wird, nicht DAS Alleinstellungsmerkmal, das ihn über die Menschen erhebt. Es ist viel mehr die Verbundenheit mit dem Höchsten und seine Erlösungstat, die ihn über die Menschen erhoben hat und nicht die Auferstehung oder die Wunder. Nun hat sich aber die christliche Theologie ganz auf die Auferstehung als Beweis für seine Gottessohnschaft abgestützt. Diese Betonung ist verständlich weil die christliche Theologie aus der jüdischen Religion erwuchs, die kein unmittelbares Weiterleben nach dem Tode kannte.

 

Das Fazit daraus: Christlicher Glaubensinhalte können nur in sehr, sehr behutsamer Weise mit den Transzendezerfahrungen heutiger Menschen verbunden werden und die Suche nach Wahrheit muss dabei immer im Vordergrund bleiben.

 

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