Home Neues Termine Newsletter Impressum Kontakt Download Links Ein-Wort

Leben des OrigenesLehre des OrigenesGeschichteVorträge zu OrigenesPrimärliteraturSekundärliteratur
Nahtoderfahrungen
Präexistenz
Literatur
Dokumentarfilme
Kommentare
Das Neue Weltbild

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

 

 

 

   

   

  

 


 

 


 

 

 


 

Till A. Mohr   


Auszug aus:
Kehret zurück ihr Menschenkinder
Die Grundlegung der christlichen Reinkarnationslehre

ISBN 3-89427-275-9
Seite 63-82

Origenes

Abkürzungen:  a.a.O = am angebenden Ort; HZ = Helmut Zander: Geschichte der Seelenwanderung in Europa (Darmstadt 1999); PA = Peri Archon ; TM = Till Mohr

Um die Fußnoten lesen zu können, klicken sie auf die Fußnotennummer; um zum Text zurückzukehren ebenso.

Veröffentlichung in dieser Website mit freundlicher Genehmigung des Autors

Der große Alexandriner Origenes (um 185 – etwa 253)141, war »das einzig wirkliche Genie unter den griechischen Kirchenvätern«142, »der größte Gelehrte des christlichen Altertums«.143  300 Jahre nach seinem Tod aber kulminierten Angriffe und Diskrimierungen in seiner Verurteilung als Häretiker. Es dauerte noch einmal 1400 Jahre, bis man erkannte, welcher Art die Machtkämpfe und Intrigen waren, die zu seiner Verurteilung führten und welches Lichtes man sich dadurch in der Kirche selbst beraubt hatte144.  Neben Adolf von Harnack hat sich u.a. auch Hans Urs von Balthasar energisch dafür eingesetzt, dass Origenes der ihm gebührende Platz unter den Größten der Kirchen- und Theologiegeschichte eingeräumt wird.145

In der Neuzeit nun wurde Origenes »geradezu zum Kirchenvater der Reinkarnationslehre, zu einer zentralen Berufungsinstanz, Reinkarnationsvorstellungen im Christentum zu situieren«.146 Aber ob er wirklich an Reinkarnation glaubte und sie lehrte, ist heute sehr umstritten und ein komplexes Thema. Helmut Zander 147 kommt in seiner eingehenden und differenzierenden Untersuchung der Frage zu dem Ergebnis, dass Origenes keine Reinkarnation gelehrt habe (a.a.O., 145). So stellt auch Lothar Lies fest, dass Origenes die platonische Metempsychose (Wiederverseelung im Sinne der Seelenwanderung durch Verkörperung auch in Tieren) 148 und die Metensomatose (Wiedereinkörperung in menschliche Körper) der Stoiker ablehnte (a.a.O., 178 Lind 184f). Und doch halten viele Autoren Origenes für einen Vertreter der Reinkarnation. 149 Was spricht nun für und was gegen Reinkarnation bei Origenes?

Natürlich war Origenes, der ein hervorragender Kenner Platons und neben Plotin ein Schüler des Neuplatonikers Ammonius Sakkas150 war, mit dem Thema der Reinkarnation umfassend vertraut. Er setzt sich mit ihr und speziell mit der Seelenwanderung an vielen Stellen seines Werkes auseinander. »Pythagoras, Empedokles, Platon und Kelsos etwa werden von ihm als ihre Vertreter genannt, weiterhin der Gnostiker Basilides.«151 Umso mehr erstaunt es, dass er sich in den relativ wenigen Schriften, die uns von seinem riesigen, rund 2000 Nummern umfassenden literarischen Werk noch erhalten sind, an keiner Stelle klar und positiv zur Reinkarnation äußert. Im Gegenteil! Es gibt mehrere Stellungnahmen, in denen er sich dezidiert und explizit gegen die Seelenwanderung ausspricht. Er verwendet für sie meistens die Begriffe Metensomatose, aber auch Metempsychose oder den gnostischen Ausdruck vom »Umgießen in andere und (wieder] andere Körper« (HZ, 144). In der lateinischen Übersetzung begegnet auch der Begriff transmigratio (das Übersiedeln der Seele in einen anderen Leib, Seelenwanderung).152

Es gibt für mich keinen Zweifel darüber, dass Origenes die Seelenwanderung im Sinne der Wiederverkörperung in Tieren (oder gar Pflanzen) ablehnte. Denn die Seelen von Menschen und Tieren gehören für Origenes – auch im Blick auf die Gottesebenbildlichkeit des Menschen153 »zwei verschiedenen Schöpfungsordnungen an, können also nicht ineinander konvertieren, und er sieht zwischen beiden Seelenklassen einen prinzipiellen, nicht nur graduellen Unterschied.«154

Trotzdem scheint er an einer Stelle über die Wiederverkörperung in Tieren im zustimmenden Sinne nachzudenken. Origenes lehrte, dass sich jedes Vernunftwesen durch den freien Willen zum Guten oder Schlechten verändern kann, so auch die menschliche Seele. Kraft ihrer Fortschritte in der göttlichen Ordnung können Menschenseelen einerseits zu Engeln werden, zu >Kindern der Auferstehung< bzw. zu >Kindern Gottes< in seinem Reich.155 Wenn aber andererseits »die Seele 156 vom Guten herabsinkt und sich zur Schlechtigkeit neigt und immer mehr in diese hineingerät, so wird sie, wenn sie nicht umkehrt, durch die Vernunftlosigkeit viehisch und durch die Bosheit tierisch.« Dieser Änderung ihres Charakters folgt eine Änderung ihres Status. »An Stelle der schmerzhaften Strafe in der Glut des Feuers« [des Fegefeuers, TM), der sie eigentlich verfallen wäre, »entscheidet sie sich lieber für ein Leben als vernunftloses Tier, manche wählen für die Tierwerdung sogar, wenn ich so sagen darf, ein Leben im Wasser. Und so geht wohl, in dem Maße wie der fortschreitende Fall in die Schlechtigkeit es verdient, die Seele [des Menschen, TM) in den Körper dieses oder jenes unvernünftigen Tieres ein.«157

Origenes spricht hier also ganz deutlich von Seelenwanderung in dem Sinne, dass die menschliche Seele nach dem Tod auf Grund ihrer Verschlechterung an Stelle des Fegefeuers auch in Tierseelen wiederverkörpert werden kann. Das Fegefeuer wird dabei nicht als grundsätzliches Argument gegen die Seelenwanderung ins Feld geführt. Das ist durchaus bemerkenswert.

 

Rufin, der sich in seiner 397/8 entstandenen, sehr freien lateinischen Übersetzung von Origenes' Hauptwerk Peri Archon erlaubte, scheinbare Längen zu kürzen, selber zu ergänzen, ganze Abschnitte auszulassen oder umzuarbeiten, zusammenzufassen und zu kommentieren, ja Aussagen inhaltlich zu korrigieren, aber auch nach seiner eigenen Aussage »das, was den sonstigen Äußerungen des Origenes und unserem Glauben zuwider schien« 158, nicht zu übersetzen, er stellt die obigen, für ihn wohl anstößigen Aussagen des Origenes über die Wiederverkörperung der Menschenseele in Tieren so dar, als verurteile Origenes die Reinkarnation vernünftiger Seelen in Tieren. Er verkehrt die Aussage des Origenes an dieser Stelle also in ihr Gegenteil! Nun aber geht aus den Zeugnissen von Hieronymus und Justinian deutlich hervor, dass Origenes die Tierwerdung der Menschenseele ernsthaft erwogen hat. ja, »der Gedanke scheint ursprünglich [von Origenes, TM) ausführlich behandelt worden zu sein, denn Hieronymus spricht von einer >sehr breiten Darstellung< (»sermo latissimus«).« 159

Freilich fügt Origenes seinen Ausführungen hinzu: »Aber dies sollen

nach unserer Absicht keine festen Lehren sein, sondern nur Fragen und Probleme. Ich habe es nur deshalb ausgesprochen, damit die angeschnittene Frage nicht ohne Behandlung bleibe.« 160

Diese Stelle darf also nicht als Indiz für eine feste Seelenwanderungs-lehre des Origenes gewertet werden. Er behandelt nur das Problem und lässt es an dieser Stelle als Frage offen. Das war genau sein lebendiger Lehrstil, der zum eigenen Denken einlud, und scheint mir kein Zusatz Rufins zu sein.

Hingegen gibt es zahlreiche andere Stellen, an denen er die Wiederverkörperung in Tieren, z.B. in Hunden161, klar ablehnt. Im Römerbriefkommentar lehnt er die Deutung des Pauluswortes »Ich selbst lebte einst ohne Gesetz« (Röm 7,9) auf ein präexistentes Leben im Sinne der Seelenwanderung ab, »die behauptet, dass die menschlichen Seelen vorher im Vieh, in den Vögeln oder Fischen gewesen und so zu den Menschen gekommen seien«.162 Origenes bezeichnet dort die Seelenwanderung als »gottlose Lehre« (dogma impium). In seinem Buch »Gegen Celsus« spricht er von ihr als »fabelhafter Lehre«, »nach welcher die Seele von dem Himmelsgewölbe herabfällt und bis zu den unvernünftigen Tieren, nicht nur den zahmen, sondern auch den wildesten, herabsteigt.«163 Er kennzeichnet sie auch als »sinnlose Seelenwanderungslehre«, durch welche »die vernünftige Natur teils zu der ganzen unvernünftigen, teils aber auch zu der gefühllosen Natur« herabgezogen werde (a.a.O., III 75, S. 290), d.h. zu den Tieren oder Pflanzen.

Diese Stellen lassen sich meines Erachtens Origenes nicht absprechen. Sie sind im jeweiligen Kontext bruchlos verankert und über sein ganzes, uns erhaltenes Werk verteilt.

Wie aber denkt Origenes im Unterschied zur Wiederverkörperung in Tieren und Pflanzen, die er klar ablehnt, über die Reinkarnation einer menschlichen Seele in einen neuen menschlichen Leib? Hier liegen die Dinge nicht mehr so einfach. Es finden sich Stellen, in denen sich Origenes deutlich gegen die Reinkarnation ausspricht.

Im Römerbriefkommentar beispielsweise kritisiert er den Gnostiker Basilides, der auf Grund von Röm 7,9f an Reinkarnation denkt. Er habe »das Wort des Apostels auf alberne und gottlose Geschichten bezogen und versucht, mit dieser Aussage des Apostels die Lehre von der Seelenwanderung (metensomatoseos dogma), das heißt, dass die Seelen immer wieder in andere Körper übergehen (transfundantur), zu begründen.« 164

Im selben Kommentar weiter unten (S. 165) spricht er mit Paulus über unseren Leib als »Leib der Sünde«, weil die Seele, die vom Ursprung des Abfalls von Gott her sündig ist, in einen Leib des Todes und der Niedrigkeit gekommen sei. »Um dieser Sünden willen wird auch der Leib als Leib der Sünde bezeichnet, und zwar nicht deshalb, weil die Seele etwa in einem anderen Körper gesündigt hätte, wie einige meinen, die eine Seelenwanderung (animarum transmigrationem) in verschiedene Körper annehmen.«

In seinem Matthäuskommentar bezeichnet Origenes die Lehre von der Seelenwanderung als eine »irrige Lehre«.165 Und er gibt in der Auslegung von Mt 17,10 (»Die Jünger fragten ihn [Jesus, TIM]: Warum sagen denn die Schriftgelehrten, dass Elias zuerst kommen muss?«) eine Erklärung für seine grundsätzliche Ablehnung der Lehre von der Reinkarnation. Zunächst stellt er fest: »Ich möchte nämlich nicht in die Lehrmeinung von der Wiedereinkörperung verfallen, welche der Kirche Gottes fremd ist und weder von den Aposteln überliefert ist noch ir­gendwo in den Schriften erscheint«166

Als erstes Argument gegen die Reinkarnation führt Origenes sodann die urchristliche Eschatologie an, die Erwartung, dass das Sichtbare, Himmel und Erde, vergehen werden und »diese Weltzeit eine Vollendung erfahren wird«.167 Und wer mit dem Ende dieser materiellen Welt in Bälde rechnet, erwartet keine Reinkarnation mehr.

Umgekehrt aber setzt die Wiederverkörperung der Seelen bis zu ihrer vollkommenen Reinigung und ihrer endgültigen, gesamthaften Rückkehr zu Gott »sozusagen unendliche Zeiten« voraus, bis auch der Letzte nicht mehr wiedergeboren werden muss und das Weltende kommen könnte. Diese Perspektive stimme aber nicht mit der Schrift überein; »sie weiß nämlich von einer Menge von Sündern zur Zeit der Weltzerstörung.«168 Die Annahme der Seelenwanderung bedeute notwendigerweise auch die Leugnung des Endes der Welt.

Und schließlich: Wenn die Welt nicht untergeht, sondern ohne Ende sein wird, dann kann nicht einmal Gott alles wissen, bevor es entsteht, weil etwas Unendliches grundsätzlich nicht zu umfassen und zu begreifen, zu bestimmen oder durch Prophezeiungen anzukünden ist (a.a.O., 242). »Gegen Platoniker und Stoiker negiert Origenes die Ewigkeit der Materie ... « 169 Die sichtbare Welt hatte für Origenes als eine geschaffene und gewordene Welt einen Anfang und ebenso ein Ende, das er schon bald erwartete.

Wenn er heute, nach 1750 Jahren, was einem Zeitraum etwa von Abra­ham bis Jesus entspricht, das Ende der sichtbaren Welt bedenken würde, sähe er es wohl in einem anderen Licht, nämlich weniger in dem des Endes als vielmehr der Vollendung der materiellen Schöpfung im Sinne des Übergangs, der Verwandlung und Vergeistigung in eine unsichtbare und ewige Wirklichkeit neuer, höherer Welten. 170 Damit hängt auch die Vollendung des Menschen und der ganzen sichtbaren Welt im Blick auf die endgültige Apokatastasis panton (Wiederherstellung aller Dinge) zusammen, eine Sicht, die bei Origenes eine wesentliche Rolle spielt.171

Die angeführten Aussagen des Alexandriners über Reinkarnation zeigen deutlich, dass es offensichtlich falsch ist, Origenes einfach als christlichen Platoniker zu bezeichnen, der platonisches bzw. hellenistisches Gedankengut, einschließlich der Reinkarnation, unkritisch übernahm. 172

Abgesehen davon, dass Origenes auch einen sehr intensiven Austausch mit jüdischen Gelehrten pflegte und sich mit ihrer Auslegung des Alten Testamentes beschäftigte173 behandelte er bei aller Liebe zu Platon die Lehren der heidnischen Philosophen sehr selektiv und in vieler Hinsicht kritisch, insofern nämlich für ihn die göttliche Offenbarung grundsätz­lich immer über der menschlichen Vernunft und allem philosophischen Bemühen steht)174 Grundlage für sein Denken war somit das Wort und die Lehre Christi, wie sie vom Alten und Neuen Testament bezeugt wird. Denn Origenes sah Christus auch schon im Alten Testament als >das Wort Gottes< durch die Propheten sprechen, lehren und weissagen, wie er am Anfang seines Werkes Peri Archon darlegt.175

Als weitere Richtschnur des Glaubens gibt er an, dass man nur das als Wahrheit glauben dürfe, »was in nichts von der kirchlichen und apostolischen Überlieferung abweicht.«176

Zu dieser kirchlichen Überlieferung gehörte auch der Glaube an die leibliche Auferstehung, an der Origenes trotz Spannungen mit seinem eigenen System festhielt)177 Man kann aber nicht Reinkarnation vertreten und gleichzeitig an der leiblichen Auferstehung festhalten, weil dann ja für die Auferstehung des einen Geistes bzw. der einen Seele viele irdische Leiber – oder das, was von ihnen im Laufe der Zeit noch übrig ist – zur Verfügung stehen würden.

So verteidigt Origenes die kirchliche Lehre von der Auferstehung als eine erhabene, Gottes würdige Lehre gegen den Spott und die Kritik des Celsus, und zwar nicht deshalb, »weil wir, wie Celsus meint, >die Lehre von der Seelenwanderung falsch gehört hätten<, sondern weil wir wissen, dass die Seele, welche ihrer Natur nach unkörperlich und unsichtbar ist, an jedem körperlichen Orte, wo sie sich befindet, eines Körpers bedarf, der seiner Natur nach jenem Orte angemessen ist.«178

Origenes Vorstellung von der Auferstehung ist tatsächlich nicht leicht zu verstehen. 179 Klärend ist seine Bemerkung PA IPI 6,5: »So meinen die Törichten und die Ungläubigen, unser Fleisch verginge nach dem Tode in der Weise, dass nichts von seiner Substanz übrig bleibe; wir aber, die wir an seine Auferstehung glauben, erkennen, dass im Tod nur eine Umwandlung des Fleisches geschieht, seine Substanz aber, das steht fest, bleibt und wird durch den Willen seines Schöpfers zu einer be­stimmten Zeit wieder ins Leben gerufen, und dann geschieht eine neue Umwandlung.« Die Substanz des zu Staub und Erde gewordenen Leibes wird »wieder auferweckt aus der Erde und gelangt danach, so wie es das Verdienst der in ihm wohnenden Seele fordert, zur Herrlichkeit eines >geistigen Körpers<.«

An dieser Stelle spricht Origenes also nicht von dem Wiederaufbau der Substanz des Erde gewordenen Leibes zu einem neuen irdischen Leib für den Zweck der Wiederverseelung im Sinne der Reinkarnation. Er denkt vielmehr an die Umwandlung jener Körpersubstanz zum Aufbau des geistigen Auferstehungsleibes.

Es ist klar, dass diese Hypothese von der Substanz des Körpers, die sich am Jüngsten Tag mit der Seele vereinen und den Auferstehungsleib bilden soll, eine völlig spekulative Hilfskonstruktion darstellt, die weit entfernt ist von der Möglichkeit, biblisch begründet werden zu können, und nur ein Versuch ist, die leibliche Auferstehung zu retten. Denn alles Geistige löst sich mit dem Sterben vom materiellen Leib. Es bleibt auf Erden nur der vergängliche Leib, der verwest und damit in den Kreislauf der Natur eingeht. Und wenn es auch irgendeine geistige Substanz gäbe, die sich noch mit den Atomen des verwesenden Leichnams verbindet, so würde sie doch im Kreislauf der Natur in neue Pflanzen und andere Tiere und zuletzt auch wieder in andere Menschen eingehen und mitnichten für eine Auferstehung dessen zur Verfügung stehen, der jenen Leib einst trug, in welchem sich die Atome befanden. Die von Origenes postulierte, von den materiellen Atomen zu unterscheidende körperliche Substanz wäre ja auch im Grunde etwas anderes als der materielle Leib. Auch deshalb kann man mit dieser (dem griechischen Denken entsprungenen) Hilfskonstruktion die fleischliche Auferstehung nicht retten; denn die fleischliche Auferstehung wird ja ersetzt durch die Auferstehung in jener Substanz. Warum nimmt die Seele nicht gleich diese wie aus einer geistigen Trickkiste hervorgezauberte Substanz an, wenn sie sich im Sterben vom Leibe löst? Das alles zeigt die Unhaltbarkeit der von Origenes so gut gemeinten Hilfskonstruktion.

Was aber ist mit der sich im Sterben vom Leibe trennenden Seele? Sie, die präexistente und unsterbliche, löst sich nach Origenes nicht mit dem Leib des Verstorbenen auf, sondern lebt nach dem natürlichen Tod in der anderen Welt in Erwartung der Auferstehung. In diesem Zwischenzustand hat sie zwar noch nicht den Auferstehungsleib, doch existiert, handelt, lernt und leidet entsprechend ihrem vorhergehenden Leben – bekleidet mit einer Art Übergangsgewand.180 Die guten Seelen der Entschlafenen gelangen – wie der gläubige Schächer am Kreuz – sofort nach dem irdischen Abscheiden in das zur Erde gehörig vorgestellte geistige Paradies und die schlechten an einen Läuterungsort.181

Wenn aber die abgeschiedenen Seelen leben, handeln, lernen oder leiden, wofür brauchen sie dann noch zusätzlich später den Auferstehungsleib? Und was wird nach der Auferstehung mit dem Übergangsgewand? Auch hier bleiben lauter offene Fragen, Aporien, Widersprüche, welche die Notwendigkeit eines ganz neuen Auferstehungsverständnisses zeigen, das freilich nicht aus neuen Spekulationen bestehen sollte, sondern aus der Lehre Jesu. 182

Bei der Auferstehung empfängt die Seele nach Origenes durch die »Zeugungskraft« des irdischen Leibes, den sie im Sterben abgelegt hat, einen neuen, geistigen Leib, der einerseits mit dem alten identisch und andererseits neu und verwandelt ist, so wie zwischen dem Leib des Samenkorns und dem Leib der aus ihm emporkeimenden Pflanze Identität und Andersartigkeit besteht.183

Auch hier müssen wir, um bei der Wirklichkeit und damit auch bei der Wahrheit zu bleiben, uns fragen: Was ist das für eine Zeugungskraft eines Leichnams, der schon längst verwest ist? Mit dem Samenkorn der Pflanzen lässt sich nur der menschliche Samen vergleichen. Wenn aber der ganze Leib tot ist, dann verfällt er unweigerlich und hat keinerlei Kraft, einen neuen Leib zu zeugen. Alles andere wäre doch völlig wirk­lichkeitsfremd. Die faktische Identität zwischen den in den Kreislauf der Natur eingehenden Atomen des verwesenden Leichnams und dem herrlichen, strahlenden, heilen Auferstehungsleib ist in keiner Weise aufzeigbar und ersichtlich.

Diese Aporien werden gerne mit den Begriffen >Wunder< und >Geheimnis< überdeckt, besonders wenn ein Theologe als heilig oder als Kirchenlehrer gilt. Das aber heißt, mit einem inadäquaten Begriff für von Menschen gemachte theologische Widersprüche, Unwahrheiten und Irrtümer Glauben einzufordern. Ich halte es für unverzichtbar, selbst­gemachte theologische Aporien einzugestehen, um nach in sich stim­migeren Lösungen Ausschau zu halten. Die Wunder und Machttaten, die Gott tut, als etwas Göttliches und Heiliges voll Ehrfurcht zu bestaunen und Gott darüber zu preisen, ist doch etwas anderes als unsere menschlichen und oft so falschen theologischen Lehren mit einem >Wunder Gottes< zu bemänteln.

Dafür, dass Origenes kein eigentlicher Vertreter der Reinkarnation war, spricht auch, dass er nie wegen ihr verurteilt wurde. Man kritisierte und verurteilte 543 auf der Synode der Ostkirche in Konstantinopel durch das Edikt Kaiser Justinians und 553 auf dem von ihm einberufenen und seltsamerweise als ökumenisch anerkannten Konzil184 zu dem man den Papst Vigilius gegen seinen Willen unter Anwendung brachialer Gewalt herbeigeschleppt hatte, und ohne eigentlichen Konzilsbeschluss — unter anderem Origenes' Lehre von der Präexistenz der Seele. Dass Origenes das vorgeburtliche Sein der menschlichen Seele lehrte, darüber gibt es keinen Zweifel. Doch bedeutet Präexistenz noch nicht unbedingt Reinkarnation, wie man oft etwas kurzschlüssig meinte.

Origenes denkt bei Präexistenz nicht nur an ein vorgeburtliches Sein der Seelen, sondern vor allem auch an ein Existieren derselben vor Grundlegung dieser materiellen Welt in der ersten geistigen Schöpfung bei Gott und in Gott. 185 Die gnostische Behauptung, die Menschen sei­en grundlegend verschieden geschaffen, die einen zum Verderben, die anderen zum Heil bestimmt, widerlegt Origenes mit dem Hinweis auf die Güte und Gerechtigkeit Gottes. »Der Gedanke von der Präexistenz der Seelen ist also antihäretisch186 und im Sinne der Theodizee 187 zu verstehen.«188 Durch den Missbrauch der Willensfreiheit haben sich die ursprünglich körperlosen, geistigen Wesen von Gott entfernt, in ihrer Liebe zu ihm abgekühlt)189 Dadurch wurden die ursprünglich körperlosen Geistwesen zu Seelen und je nach ihrer Verschuldung oder ihrem Verdienst zu Engeln, Dämonen oder auch Menschen und Tieren 190 mit einem entsprechend mehr oder weniger verdichteten, lichten oder dunklen bzw. materiellen Leib. Die in menschliche Körper inkarnierten, abgefallenen Geister gelangten gleichsam in einen »Kerker von Fleisch und Blut«191 Auf Grund der Willensfreiheit aller Vernunftwesen, dieeine Grundlage des origeneischen Denkens darstellt192, wäre es theoretisch denkbar, dass alle von Gott abgefallenen Geistwesen nach ihrer Erlösung durch Christus und ihrer Rückkehr zu Gott in neuen Zeitaltern und Welten erneut abfielen und Mensch werden müssten. Doch für die Zeit bzw. Ewigkeit nach der endlichen Wiederherstellung aller Dinge, der Apokatastasis, wenn Gott sein wird alles in allen (1 Kor 15,28), rechnete Origenes praktisch nicht mehr mit einem erneuten Fall und Wiederaufstieg der freien Geistwesen.193 Denn das Ende der Schöpfung im Sinne der Vollendung wird nicht nur eine einfache Wiederherstellung ihres Anfangsstadiums194 sein, sondern den Anfang übertreffen, »weil die Geschöpfe dann die Erfahrung der Liebe Gottes gemacht haben und dadurch selbst in der Liebe gefestigt sind«.195

Warum aber wird Origenes immer wieder unterstellt, er habe an Reinkarnation geglaubt? Dabei hatte, was oft übersehen wird, bereits Pamphilus (Märtyrer 309), der Lehrer von Eusebius von Caesarea, lange bevor die Schriften von Origenes verbrannt und entstellt worden waren, in seiner Verteidigungsschrift für Origenes bereits den Vorwurf, Origenes habe die Seelenwanderung gelehrt, aus dessen eigenen Werken widerlegt! 196 Vor allem legte wohl die innere Logik des origeneischen Systems, namentlich die Präexistenzlehre, den Gedanken der Reinkarnation sehr nahe. Dieser ließe sich sozusagen nahtlos integrieren, wenn Origenes nicht an der leiblichen Auferstehung festgehalten hätte, mit der er sich selbst schwer tat; denn das Ende aller Heilswege Gottes mit den abgefallenen, ursprünglich körperlosen Geistwesen197 sollte hinsichtlich der Körperlosigkeit der Geistwesen dem Anfang der Schöpfung als deren Wiederherstellung entsprechen.198 Folglich wäre ein auch verwandelter, vergeistigter, unsterblicher Auferstehungsleib in der Sicht des Origenes eigentlich etwas zum ursprünglichen Zustand Hinzukommendes, im Grunde gar nicht Nötiges und Unvollkommenes, welches das völlige Einswerden mit dem unkörperlichen Gott eher behinderte.

Denn Gott ist – hier hat vor allem der Platonismus mit seinem abstrakten, unlebendigen Gottesbegriff und seiner unbiblischen Körperfeind­lichkeit seine gravierenden Spuren im Denken von Origenes hinterlassen – völlig transzendent, unbegreiflich, unveränderlich, unkörperlich und unsichtbar, nicht schaubar – auch für den Sohn, Christus, den Heiligen Geist und die Engel nicht schaubar(!) – sondern nur erkennbar.199 Origenes rechnet von seinem Systemansatz her eigentlich damit, dass die Seelen in der Vollkommenheit bei Gott und dem Einssein mit ihm einen körperfreien Endzustand erlangen und nicht mehr psyche, sondern wieder reiner nous (Vernunftwesen) sind .200 Also wäre die Auferstehung mit der Substanz des irdischen, wenn auch vergeistigten Leibes gar kein Gewinn. In diesem Dilemma erwägt Origenes quasi als Kompromiss einen himmlischen Gesamtkörper für alle 201, einen universalen Leib Christi, in den alle Vernunftwesen als Glieder integriert werden. Er sieht selber keine klare Lösung und überlässt die Entscheidung über die endzeitliche Körperlichkeit oder Körperlichkeit der Geistwesen dem Leser.202

Das Problem des Auferstehungsleibes verschärft sich in der Perspektive des origeneischen Systems insbesondere im Blick auf den auferstandenen Christus selbst, dessen Seele mit dem Auferstehungsleib bei der Rückkehr zu Gott und der Einswerdung mit dem Vater etwas Neues und eigentlich Fremdes, weil mit dem Abfall Verbundenes mitbringt.

Abgesehen also von diesem Problem der leiblichen Auferstehung wäre die Reinkarnation in Origenes' System voll integrierbar. Dies soll im folgenden anhand verschiedener Beispiele gezeigt werden:

(1.) In PA III 2,1 (S. 297) sagt Origenes, dass das Körperliche »aus Nichts in zeitlichen Abständen geschaffen wurde«. Was er sich dabei genauer vorstellt, macht er in PA IV 4,8 (S. 813) deutlich: Das körperliche Sein sei nicht ursprünglich, sondern trete in zeitlichen Abständen ins Dasein »wegen gewisser Zwischenfälle bei den Vernunftwesen, die (dann) der Körper bedürfen, und dass diese Körper sich wieder ins Nichtsein auflösen, wenn die Besserung (der Vernunftwesen) vollendet ist; und dieses geschieht immerfort.«

Die Vernunftwesen bedurften der Körper als Engel, Mensch usw., weil sie sich durch Missbrauch des freien Willes von Gott entfernt hatten. Wenn Origenes für das körperliche Sein der Vernunftwesen zeitliche Abstände ins Auge fasst und von einer Mehrzahl von Körpern spricht, so scheint der Gedanke der Reinkarnation vorzuliegen. Doch dachte Origenes wohl eher an die verschiedenen Körper der geistigen und der inkarnierten Wesen, die je nach Verschulden zu verschiedenen Zeiten Körper erhielten und je nach ihrer Besserung und ihrem geistigen Aufstieg der Körper nicht mehr bedurften.

Hieronymus und Justinian haben uns diese Ausführungen von Origenes überliefert, während Rufin sie nicht nur weglässt, sondern auch noch den origeneischen Gedanken der Körperlosigkeit korrigiert. 203 Er stößt sich offenbar an den origeneischen Formulierungen, gerade weil sie Reinkarnation vorauszusetzen scheinen oder zumindest mit Reinkarnation völlig kompatibel sind. Wirb müssen davon ausgehen, dass Rufin das Erscheinungsbild der Lehre von Origenes an all den Stellen tun­lichst verändert hat, an welchen eine deutliche Nähe zur Reinkarnation erkennbar werden könnte. Die Zeugnisse von Justinian und vor allem von Hieronymus, der ja Origenes übersetzt hat und noch einen relativ ursprünglichen Text von Peri Archon besessen haben musste, sind daher eine wichtige Korrektur des von Rufin vermittelten Bildes von Origenes' Lehre.

Origenes selbst schließt den obigen Gedanken ab mit der Bemerkung: »Wie schwierig aber und nahezu unmöglich dies für unsere Erkenntnis ist, haben wir oben im einzelnen gezeigt.«204 Auch hier macht Origenes selbst einen Vorbehalt gegenüber dem Gedanken der naheliegenden Reinkarnation, welcher zeigt, dass er manchmal durch die innere Logik seines Systems förmlich dazu gedrängt wurde, Reinkarnationsgedanken zu formulieren.205  Doch hinderte ihn das kirchliche Kerygma (die Verkündigung), insbesondere die Lehre von der leiblichen Auferstehung daran, die Wiederverkörperung mit voller Überzeugung zu lehren.

(2.) In PA IV 3,10 (S. 759f) spricht Origenes zunächst von Men­schenseelen, welche nach dem Tod zum Aufenthalt im »Hades« verurteilt wurden. Doch müssen sie dort nicht auf ewig bleiben. Wenn sie ihre Gesinnung bessern, können sie ihm auch wieder entrinnen und dem letzten Ziel, der Apokatastasis, entgegengehen. Dabei ist es möglich, dass die den Hades Verlassenden auf Erden inkarniert werden, »wenn das Urteil lautet, dass sie (den Aufenthalt in) den verschiedenen, teils besseren, teils schlechteren Behausungen in dieser ganzen irdischen Stätte und bei solchen und solchen Eltern verdient haben.«

Wichtig ist, dass Origenes an dieser Stelle nicht von aus der geistigen Welt in den Hades gelangten Seelen spricht, sondern ausdrücklich von Menschenseelen. Auch ist vom origeneischen System her völlig klar, dass nicht nur die aus der geistigen Welt stammenden Seelen im Hades diesen wieder verlassen können, sondern auch die Menschenseelen, welche in ihn gelangt sind. Wenn diese letzteren aber wieder inkarniert werden, so liegt eindeutig Reinkarnation vor. Das wird bestätigt durch Origenes' weitere Aussage, dass es als Menschen verkörperte Seelen gibt, die einerseits aus »dem oberen Himmel in unsere Stätten« kommen, und andererseits Seelen, die aus dem Hades kommend »wieder nach oben gelangen und einen menschlichen Leib annehmen«. 206

Auch hier kürzt Rufin den Gedanken von Origenes und ergänzt ihn mit dem Hinweis auf die Erlösung aus dem Hades, was in eine andere Richtung als Reinkarnation weist.207 Origenes selbst schwächt die logische Konsequenz seiner Überlegungen im Blick auf die Reinkarnation allerdings ab durch die Einschränkung, dass die im Hades Weilenden »vielleicht« als Menschen geboren werden.

Das hindert ihn aber nicht daran, den aufgenommenen Faden weiterzuspinnen und die bedenkenswerte heilsgeschichtliche Möglichkeit ins Auge zu fassen, dass durch die hier vorausgesetzte Reinkarnation ein Israelit, welcher der Lehre des guten Hirten nicht folgt und nach dem Tod in den Hades gelangt, bei der erneuten Menschwerdung »unter die Skythen fallen« und umgekehrt »ein Ägypter nach Judäa hinabgelangen« kann. 208  Der Horizont solcher Gedanken und Erkenntnisse würde meines Erachtens jedweden Rassismus und Nationalismus sowie jede konfessionelle Einengung grundsätzlich überwinden.

(3.)  In seinem Buch »Vom Gebet« 209 sieht Origenes die Möglichkeit, dass von Begierden gereinigte Menschenseelen in der himmlischen Welt den Begierden entweder »fernerhin überhaupt nicht mehr anheimfallen«, wenn sie sich mit der vollkommen befreienden, göttlichen Vernunft in Christus verbinden, oder nach »langen Zeitperioden«, wenn die um der Begierde willen erduldeten Leiden vergessen sind, erneut dem Bösen anheimfallen. Falls sich so die Gesinnung der Geistwesen auf Grund des freien Willens vom Guten zum Schlechten hinwendet, um das Begehren zum zweiten Mal in der irdischen Schöpfung erfüllt zu sehen, so scheint hier Origenes eine erneute Inkarnation ins Auge zu fassen. Das wäre eine Reinkarnation nach Äonen, möglicherweise in einer neuen Welt, wobei das allerletzte Ziel bei ihm immer die Apokatastasis panton ist, wenn Gott alles in allen sein wird.

(4.)    Ein Eckpfeiler der Theologie von Origenes ist die untrennbare Einheit der Güte und Gerechtigkeit Gottes und damit auch der Einheit von Altem und Neuem Testament?210 Damit kämpft er gegen die gnostische Irrlehre, dass der Gott des Alten Testaments ein Gott der strengen, unbarmherzigen Gerechtigkeit ist und gelegentlich sogar böse Züge tragen kann, während der von Jesus im Neuen Testament offenbarte Gott ein von jenem zu unterscheidender, anderer Gott ist, ein Gott der Güte und Liebe. Für Origenes ist der Gott Abrahams, Isaaks und Esaus derselbe Gott wie der Vater Jesu Christi, der in vollkommener Weise sowohl gerecht als auch gut ist. Die unterschiedlichen Schicksale der Menschen, die oft viel Leid und scheinbare Ungerechtigkeit ertragen müssen, sind also nicht auf Gottes vermeintliche Ungerechtigkeit zurückzuführen, sondern haben ihre Ursachen im fehlerhaften und schuldhaften Verhalten der Vernunftwesen mit ihrem freien Willen.

Wenn daher Menschen schon von Geburt an begünstigt oder benachteiligt sind, so hat dies nicht seine Ursache in dem vermeintlich willkürlichen Ansehen der Person durch Gott, sondern in entsprechenden Verdiensten oder Verschuldungen der menschlichen Seele, welche der menschlichen Geburt vorausgehen, d.h. in der Präexistenz. 211

Origenes verdeutlicht dies unter anderem am Beispiel der Zwillinge Jakob und Esau in 1 Mose 25,22-26.212 zweitgeborene Jakob wird, bevor er überhaupt auf die Welt kommt, dem erstgeborenen Esau vorgezogen, also scheinbar ungerecht bevorteilt. Weil dies aber nicht an Gottes Willkür und Ungerechtigkeit liegen kann, muss diese Bevorzugung vorgeburtliche Ursachen in der Präexistenz der inkarnierten Seele Jakobs und bzw. Esaus haben. »Wenn wir über die Seele des Esau nachforschen, so können wir feststellen, dass er wegen früherer Sünden zu einem tieferstehenden Leben verurteilt wurde.«213 Gottes vollkommene Güte und unerschütterliche Gerechtigkeit ist somit ein Unterpfand für die Wahrheit und Erkenntnis von der Präexistenz. Und Origenes fügt hinzu, dass die Seele »droben im Himmel gefehlt hat, bevor sie in den Körper erniedrigt wurde.« (Ebd.)

Soweit ist nur von Präexistenz und nicht von Reinkarnation die Rede. Doch Origenes geht noch einen Schritt weiter. Denn wenn man Jakob betrachtet, so muss man annehmen, »dass er auf Grund von Verdiensten eines früheren Lebens von Gott mit Recht geliebt wurde, so dass er auch nach Verdienst dem Bruder vorgezogen wurde.« 214

Nun stellt sich die Frage, ob Jakob diese Verdienste im Himmel erwor­ben hat oder auf Erden in einem früheren Menschenleben. Wenn er sie im Himmel erworben hätte, dann wäre er durch sie erhöht worden, d.h. als Engel erhöht worden und gerade nicht zum Menschsein erniedrigt worden.Folglich hat er sich die Verdienste in einem früheren Menschenleben erworben, so dass er nun für Gott zu einem geheiligten Gefäß zu seiner Ehre wurde – und das bedeutet Reinkarnation.

Origenes macht dies noch deutlicher, indem er Paulus nach 2 Tim 2,20f zitiert, wo der Apostel sagt: »So jemand sich reinigt [als Mensch auf Erden, TM), der wird [auf Erden, TM) ein geheiligtes Gefäß sein zu Ehren, dem Hausherrn bräunlich und zu allem guten Werk bereitet.« Paulus wolle damit »offenbar dartun, dass einer, der sich in diesem Leben reinigt, zu allem guten Werk bereitet sein wird im zukünftigen, wer sich aber nicht reinigt, wird wegen der Menge seines Schmutzes ein Gefäß zu Unehren sein, d.h. ein unwürdiges.«215

Origenes spricht, wie Paulus, explizit von der Reinigung hier auf Erden »in diesem Leben«, also nicht vom Fegefeuer. Das für Origenes interessante Ergebnis dieser Reinigung aber sieht er im Unterschied zu Paulus nicht so sehr in diesem Leben als vielmehr im zukünftigen Leben.

Meint er damit das Leben in der himmlischen Welt oder ein erneutes Leben auf Erden? Origenes gibt selbst die Antwort: Es gäbe Vernunftwesen, die sich selbst gereinigt haben oder nicht [nämlich hier auf Erden, wie er vorher zum Ausdruck brachte, TM1], »und dass auf Grund davon ein jedes Gefäß nach dem Maß seiner Reinheit oder Unreinheit den Ort, das Land oder die Stellung erhalten hat, in der es  geboren werden und etwas in dieser Welt leisten soll216 Das Ergebnis der Reinigung zu einem würdigen Gefäß zu Gottes Ehren erscheint somit in einem nächsten Leben auf Erden, wie das Beispiel Jakobs zeigt. Diese Überlegungen gehen deutlich von der Reinkarnation aus.

Dagegen könnte man einwenden, dass Origenes in PA III 1,23 (S. 555) erneut von den Gefäßen zu Ehren und Unehren spricht und dort das Ergebnis der Reinigung oder Verbesserung des Menschen als Gefäß zur Ehre Gottes in der »neuen Schöpfung« erblickt, was nicht auf ein neues Erdenleben, sondern auf eine Existenz nach der Wiederkunft Christi in einer neuen Welt bezogen zu sein scheint.

Dem ist aber nicht so, denn mit der »neuen Schöpfung« (kainä ktisei) meint Origenes hier, wie er zuvor zum Ausdruck bringt, die Geburt in »einer anderen Lebensperiode«, d.h. ein neues Erdenleben in einer an­deren Zeit (heteron aiona), denn ein jedes Menschenkind ist ja, wenn es zur Welt kommt, ein neues Geschöpf, auch wenn seine Seele präexistent ist. Origenes sagt, was er meint, in diesem Zusammenhang ganz deutlich: » ... so ist es doch möglich, dass jemand infolge irgendwelcher früherer sittlicher Leistungen [auf Erden, wie wir oben sahen, TM) jetzt (d.h. in diesem Erdenleben, TMI ein Gefäß der Ehre wird.« Und entsprechend kann einer, der jetzt hier auf Erden als Mensch ein Gefäß der Ehre ist, »wenn er nicht tut, was einem Gefäß der Ehre entspricht und angemessen ist, für eine andere Lebensperiode ein Gefäß der Unehre« werden 217, wie es Esau widerfuhr, also auch wieder hier auf Erden. Origenes bezieht den Ausdruck »Gefäß der Ehre (bzw. Unehre)« wie Paulus auf das Leben als Mensch. Auch von daher ist es klar, dass ein Mensch, der durch »frühere sittliche Leistungen« ein Gefäß der Ehre wird oder umgekehrt, dies »jetzt«, d.h. wiederum hier auf Erden wird, aber eben in einem neuen Leben.

Zur Stützung dieser Interpretation lässt sich in PA IPI 1,21.22 (S. 547ff) noch eine dritte, mit der obigen zusammenhängende Stelle bei Origenes anführen, in welcher er, Paulus zitierend, auf die »Gefäße der Ehre« bzw. »Unehre« zu sprechen kommt. Er wehrt den Gedanken ab, dass der Schöpfer von vornherein solche Gefäße der Ehre oder Unehre schafft, weil dies der Gerechtigkeit Gottes widerspricht. Die Ursachen dafür, dass Menschen als Gefäße der Ehre oder Unehre geboren werden, müssten eben in den Geschöpfen selber gesucht werden, und d.h. vor ihrer Geburt in einem Menschenleben, in welchem sie sich gereinigt haben oder es verabsäumt haben, sich zu reinigen.

Somit lässt sich eindeutig nachweisen, dass auch in PA III 1,23 der Gedanke der Reinkarnation zugrunde liegt. Und Origenes schränkt ihn hier auch nicht mit Vorbehalten ein. Der zugrunde liegende Reinkarnationsgedanke ist hier nur nicht so leicht zu erkennen, und darum ist diese Stelle wohl auch gewissen Korrekturen durch Rufins oder andere entgangen. Dies zeigt, dass Origenes Reinkarnationsvorstellung en in seine Lehre durchaus einfließen lassen konnte, weil sein System, konsequent zu Ende gedacht, sie im Grunde auch fordert.

Gab es solche reinkarnationshaltige Stellen vor Rufins Korrekturen noch häufiger? Dies kann man nicht ausschließen. Dagegen spricht jedoch, dass Hieronymus für seine Übersetzung noch einen vorrufinischen, griechischen Text zur Verfügung hatte. Und wenn in diesem noch weitere Stellen gewesen wären, die Reinkarnation bei Origenes nachgewiesen hätten, dann hätte Hieronymus als Gegner von Origenes und der Rein­karnation diese Stellen ganz sicher aufgegriffen und sie jedermann als Beweise für die Häresie des Origenes vor Augen geführt. Doch die oben besprochenen reichten für Hieronymus und Theophilus von Alexandrien, dass sie bei Origenes die Seelenwanderungslehre witterten bzw. ihm klar Metempsychose (Wiedereinseelung) vorwarfen. 218 Und damit war »der Reinkarnationsvorwurf in der Welt ... « 219

 

Ergebnis:

Origenes war, soweit wir heute noch erkennen können, kein eigentlicher Vertreter der Reinkarnationslehre, weil er sich wiederholt und deutlich gegen sie ausgesprochen hat."' Insbesondere lehnte er die Seelenwanderung (Verkörperung in Tieren oder Pflanzen) ab. Doch sein System führte ihn wegen der Möglichkeit von neuen Verkörperungen in neuen Weltzyklen und der (nicht konsequenten) Transzendierung der kirchlichen Eschatologie mit ihrem doppelten Ausgang der Geschichte durch die Lehre von der Apokatastasis und trotz des Festhaltens an einer modifizierten leiblichen Auferstehung immer wieder zu der Konsequenz, reinkarnationsähnliche oder – kompatible Gedanken zu formulieren. Angesichts der für ihn unumstößlichen Vollkommenheit und Einheit von Gottes Güte und Gerechtigkeit sind Leid und Unrecht in dieser Welt nur durch vorgeburtliche Ursachen bei den unvollkommenen Geschöpfen zu erklären. Insbesondere durch die biblisch und systematisch profund begründete Lehre von der Präexistenz einerseits und der Apokatastasis andererseits hat Origenes eine wichtige Tür zur Erkenntnis der Reinkarnation aufgestoßen, durch welche er selbst aber nie mit voller Überzeugung geschritten zu sein scheint.

 

Fußnoten

um zum Text zurückzukehren, klicken sie einfach auf die Fußnotennummer

141 Zu seinem Leben und Wirken vgl. Eusebius von Caesarea, Kirchengeschichte, Buch VI, 277ff; Lietzmann, Geschichte, Bd. II, 305ff; Kettler, Art. »Origenes<<, in: RGG3, IV. Bd., Sp. 1692ff; v. Campenhausen, Kirchenväter, 43ff; Aland, Von Jesus, 120ff; Crouzel, Origène; Sträuli, Orige­nes; Küng, Denker, 45ff; Krüger, Ichgeburt, 37ff; Vogt, H.J., Origenes (in: Gerlings, Theologen, 43ff).

142 Küng, a.a.O., 54.

143 Ders., ebd.; nach dem Urteil Lietzmanns (a.a.O., 305) war Origenes »der gewaltigste Lehrer, den die östliche Kirche kennt.« Ähnlich Crouzel: >>II na de pairs qu'Augustin et Thomas d'Aquin et reste encore le plus grand theologien quait produit l´Eglise d'Orient.<< (A.a.O., 7)

144 Preuschen urteilt: »Die Kirche seiner Zeit war noch nicht reif, als Ganzes dieses Erbe zu über­nehmen. So ist seine Wissenschaft begraben worden und was von ihren Trümmern erhalten blieb, hat genügt, Geschlechtern über Geschlechtern das Leben zu fristen. Dreihundert Jahre später aber hat es pfäffische Dummheit fertiggebracht, den größten Sohn der Kirche noch nach­träglich aus ihren Büchern zu streichen. Zur Strafe hat die griechische Theologie Mücken sehen und Kamele verschlucken müssen. Was noch lebendig blieb von ihrer Arbeit, das kam aus den Klöstern, und der geistige Vater dieses Mönchtums war Origenes, der Origenes, bei dessen Name die Mönche schauderten.« Zitiert in: Hieronymus: Briefe, 164, Anm. 3. Vgl. zum Charak­ter Kaiser Justitiars, der unzählige Morde auf dem Gewissen hat, und den Machenschaften 543 und beim Konzil 553 Sigdell, Reinkarnation, 66ff, der überzeugend darauf hinweist, dass die Bannflüche gegen die origenistische Lehre vor Eröffnung des Konzils unter Druck unterschrieben werden mussten und daher kirchenrechtlich nicht als Konzilsbeschlüsse gelten können (ders., a.a.O., 71).

145 Vgl. H. Düng, Denker, 48. Vgl. auch Berner, Origenes, 84f, und Krüger, Ichgeburt, 39; ferner Fehle, Wie viele Male, 67ff.

146 HZ = Helmut Zander: Geschichte der Seelenwanderung in Europa (Darmstadt 1999), 137.

147 HZ, 137-145.

148 Lies, Origenes 169.

149 HZ, 137f, nennt MacGregor, Bertholet, Bauer, Heimahn und Krüger. Auch Sträuli, Origenes, betrachtet den Alexandriner als Reinkarnationsvertreter. Vorsichtiger Sigdell, Reinkarnation, 57ff.

150 Vgl. Vogt, Origenes (in: Gerlings, Theologen, 54).

151 HZ, S. 138.

152 Z.B. in Origenes, Römerbriefkommentar, Bd. III, 164.

153 Vgl. Des Origenes acht Bücher gegen Celsus, I. Teil, IV 83 (S. 407).

154 HZ, 142; vgl. auch 141.

155 Origenes, PA, 1 8,4; S. 261.

156 Aus dem Textzusammenhang ergibt sich eindeutig, dass Origenes hier nicht von der
präexistenten Seele, sondern ausdrücklich [Vgl. a.a.O., S. 261 ] von der Menschenseele spricht.

157 PA 1 8,4; S. 263/265.

158 Vgl. PA 111, Vorrede Rufins, 459ff. Zu Rufins Übersetzungsweise, die gelegentlich eher einer Paraphrase gleicht, vgl. PA, 36ff. – Rufins Übersetzung bietet uns heute den einzigen, einigermaßen vollständigen Text von Origenes Peri Archon. Insofern müssen wir noch froh sein, dass wir diesen Text überhaupt haben. Denn die Übersetzung durch Hieronymus, der sich, wie oben bemerkt, aus einem Origenes-Anhänger in einen Gegner gewandelt hatte, ist – bis auf Exzerpte daraus – verlorengegangen. Vom griechischen Text besitzen wir – abgesehen von den wenigen Zitaten  Justitiars – nur eine Sammlung von ausgewählten Stellen, die so genannte Philokalie, welche von den Origenes-Verehrern Basilius dem Großen und Gregor von Nazianz hergestellt wurde und etwa ein Siebtel des Gesamttextes von Peri Archon umfasst.

159 PA, 263, Anm. 15.

160 PA, 1 8,4; 265.

161 Vgl. HZ, 140.

162 Origenes, Römerbriefkommentar, Bd. 111, 263.

163 Des Origenes acht Bücher Gegen Celsus, I. Teil, 1 20 ( S. 28). Vgl. auch II. Teil, VIII 30 (S. 334).

164 Origenes, Römerbriefkommentar, 63.

165 Origenes, Matthäus,1.Teil, X 20, S. 88.

166 A.a.O., 240.

167 A.a.O., 240f. Vgl. 2 Kor 4,18; Mt 24,35; Mt 13,39; 1 Kor 7,31; Ps 101,27.

168 A.a.O., 241. Vgl. Lkw 18,8; Mt 24,37f.

169 Lies, Origenes, 184.

170 Lies, Origenes, 81.

171 Vgl. Lies, ebd. und 140 ff; 155; 187.

172 Krüger, Ichgeburt z.B., der für Reinkarnation eintritt, sieht auch (a.a.O., 103), dass Origenes sich deutlich gegen Reinkarnation ausgesprochen hat. Trotzdem stellt er – aus erkenntisleitendem Interesse – diese Aussagen auf die Seite und macht Origenes zu einem Lehrer der Wiederverkörperung. Er betont auch gegen Origenes' Intention die Geistesleiblichkeit, welche er als wesentlichen Ausdruck geistiger Individualität am Ziel des Heilsweges betrachtet (a.a.O., 130). Dabei geht es meines Erachtens Origenes eher um die Überwindung der Körperlichkeit, um am Ende wieder den Anfangszustand der Vernunftwesen zu erreichen und gerade das, was durch den Fall zur in­dividuellen Seele führte, durch die Wiederherstellung der Gottesebenbildlichkeit auf dem Wege der Gleichgestaltung, Vergöttlichung und Einswerdung der Seele mit Gott hinter sich zu lassen.

Die Entfaltung der ich bewussten Persönlichkeit kann unvermittelt zu egoistischer Selbstverwirklichung verkommen und ist weder bei Origenes noch im Christentum allgemein, noch gar bei Jesus das zentrale Anliegen; vielmehr: ››wer sich selbst verleugnet«, »wer sein Leben verliert« um Christi willen, in der Liebe zu Gott und zum Nächsten, der wird es retten.« (Mk 8,34f) Paulus könnte auch vom Mit-Christus-Sterben sprechen, um mit ihm aufzuerstehen zu dem wahren Leben (Röm 6,3ff).

173 Erst von hieraus versteht man, wie ein Universalgelehrter wie Origenes sich der ungeheuren Mühe unterziehen konnte, ein etwa 50 Bände umfassendes Riesenwerk wie die Hexapla zu schaffen, mit ihren sechs Spalten des hebräischen Textes des Alten Testamentes, der griechischen Umschrift und daneben außer der Septuaginta noch drei weiteren griechischen Übersetzungen, nur um den Text des Alten Testamentes in möglichster Zuverlässigkeit auslegen zu können.

174 Lies, a.a.O., 180. Ähnlich der große Origenes-Forscher Crouzel. Vgl. Berner, Origenes, 8off.

175 Vgl. PA, 83

176 PA 12; 85

177 Vgl. Lies, Origene, 115ff und 156ff.

178 Des Origene acht Bücher gegen Celsus, IPI. Bd., VIA 32, S. 248.

179 Vgl. dazu Crouzel, Origène, 31off.

180 Crouzel: » ... une certaine enveloppe corporeile exprimée, suivant une notion méso- et nebplatonicienne, comme le >véhicule< (ochèma) de I'ame. . . >> (Origène, 311) Auch dieses Übergangsgewand scheint mir eine in der Bibel nicht begründbare Hypothese, um nicht zu sagen eine mittel- und neuplatonische Spekulation zu sein.

181 Harnack, Dogmengeschichte, 694.

182 Vgl. Till Mohr: Kehrtet zurück ihr Menschenkinder Kap. BI, 3.2.3f.

183 Vgl. Harnack, a.a.O., 693f, Crouzel, a.a.O., 321 und 327.

184 Vgl. dazu MacGregor, Reinkarnation, Bd. I, 8ff; Lies, Origenes, 192; Bauer, Wiedergeburt, 85ff ; v. Harnack, Dogmengeschichte, 2. Bd., 17ff. Die zum 5. Konzil führenden skandalösen politi­schen und kirchlichen Intrigen und Machenschaften um Kaiser Justinian, der sich als Oberhaupt der Kirche und maßgebender Kirchenlehrer aufspielte kommentiert Harnack a.a.O..420: "Origenes war aufs Neue verurteilt; ihm folgte nun die antiochenische Theologie. Die Kirche schaffte sich nun erst vollkommen eine gefälschte Tradition, indem sie unter dem Patronat Justinian's ihre wahren Väter als Häretiker ausschloss. ...Justinian, der die Schule von Athen geschlossen hat, er hat auch die Schulen von Alexandrien und Antiochien geschlossen! Er ist der Diokletian der theologischen Wissenschaft und der Konstantin der Scholastik!« Die neun Anathematismen (die mit dem Bannfluch bedrohten Lehren) von 543 und die fünfzehn von 553 sind abgedruckt in PA, 822ff.

185 Vgl. PA 15 und Lies, a.a.O., 68ff.

186 Antiketzerisch.

187 Im Sinne der Rechtfertigung Gottes angesichts des Bösen in der Welt.

188 Vogt, Origenes (in: Gerlings, Theologen, 57).

189 PA BI 8,3; 5.393

190 Origenes: »Dass in allen Tieren Seelen sind, auch in den Wassertieren, wird, meine ich, von niemand bestritten.<<, PA BI 8,1; S. 381.

191 PA 1 1,5; S. 109. Vgl. auch PA 1 5.3; S. 203.

192 PA IPI, 1; S. 463ff und 199, Anm. 10.- Was von Origenes selbst stammt, bezeichne ich als origeneischen im Unterschied zu origenistischen Gedanken oder Lehren der Schüler und Anhänger von Origenes, die, wie man an Rufins Übersetzung von Peri Archon sehen kann, oft schon eine Interpretation und Veränderung der origeneischen Lehre darstellen, in der Regel auch keine Weiterentwicklung sind, sondern nur als eine Zurückbildung und Verkümmerung betrachtet werden können.

193 Dies geht aus verschiedenen, auch griechisch erhaltenen, also nicht von Rufin übersetzten Schriften hervor. Vgl. Lies, Origenes, 166.

194 Vgl. Tertullians Lehre von der recapitulatio. Dazu Eva Schulz-Flügel, Tertullians (in: Gerlings, Theologen 18).

195 Vogt, Art. Origenes», 466f.

196 Ders., a.a.O., 467.

197 PA 1 7,1; S. 233; BI 3,2; S. 301.

198 PA 1 6,2; S. 217/219.

199 PA 1 1,8; S. 119f.

200 PA 11 3,2; S. 301 und 311; III 11,7; S. 457. Vgl. Scheffczyk, Reinkarnationsgedanke, 29f.

201 Vgl. Lies, Origenes, 159.

202 PA IPI 6,9; S. 667.

203 PA, 813, Anm. 65.

204 PA IV 4,8; S. 813.

205 Vgl. auch Origenes, Gegen Kelsos, 132, S. 57, wo Origenes in der Auseinandersetzung mit Celsus auf die Inkarnation der Seelen »nach gewissen verborgenen Gesetzen« zu sprechen kommt und bemerkt: Ach sage das aber jetzt im Sinne des Pythagoras, Plato und Empedokles, die Celsus oft angeführt hat.« Wenn Origenes hier die großen Vertreter der Seelenwanderung anführt, dann ist klar, dass er hier nicht im Sinne der Präexistenz spricht, sondern von Reinkarnation und ihren »verborgenen Gesetzen«. Diese innere Freiheit besaß Origenes.

206 PA IV 3,10; S. 761. Unterstreichung im Text von AM.

207 Vgl. PA, S. 759, Anm. 25.

208 PA IV 3,10, S. 759f.

209 Koetschau (Hrsg.), Vom Gebet, BI 14 (S. 129f.).

210 Vgl. PA 115, S. 341ff.

211 Dieser für Origenes sehr wichtige Gedanke wird von Brox völlig übersehen, wenn er meint, Origenes sei damit überhaupt nicht einverstanden, wenn man lehrt, dass eine Seele aus der Zeit vor ihrer Geburt eine Schuld mitbringt, die sie in dieser Welt abzubüßen habe. Vgl. Brox, Debatte, 429.

212 PA 1 7,4; S. 239/241. Wie Brox a.a.O., 429 Texten aus Peri Archon, dem Hauptwerk von Origenes, jede Bedeutung absprechen kann, weil sie von dem »jungen Origenes« stammen, ist mir nicht verständlich. Dann müsste man entsprechend auch z.B. für das Thomas-Mann-Verständnis allen Texten aus seinem genialen Frühwerk »Buddenbrooks jede Bedeutung absprechen.

213 PA 11 8,3; S. 395.

214 PA 11 9,7; S. 415.

215 PA II 9,8; S. 417/419.

216 PA BI 9,8; S. 417/419. Unterstreichung von TM.

217 PAG 111 1,23; S. 555.

218 PA I 8, Anhang I, Nr. 7; S. 279. Vgl auch HZ,135

219 HZ, ebd.