Die Vorstellung mehrerer Erdenleben ist im griechischen
Altertum bei einigen philosophischen Schulen schon gelehrt
worden. Pythagoras und im besonderen Platon sind da zu
nennen. Im antiken Judentum war die
Reinkarnationsvorstellung zur Lebenszeit von Jesus noch kein
Thema, sie kam frühestens mit der Kabbala des Mittelalters
zu einem breiteren Bekanntheitsgrad im Judentum. Im frühen
Christentum spielte die Reinkarnationsvorstellung zunächst
keine Rolle. Erst mit dem massenhaften Übertritt von Heiden
zum Christentum wurden auch in diese Kreise derartige
Gedanken hineingetragen. Wir müssen davon ausgehen, dass in
der Umgebung von Jesus, dem einfachen jüdischen Volk,
Reinkarnation nicht bekannt war*. Es kursierten damals
andere Vorstellungen, die damit verwechselt werden können,
wie die der „Entrückung“, die Vorstellung dass jemand mit
seinem Körper (also ohne zu sterben) in eine andere
Wirklichkeit verbracht wird und von dort ggf. auch wieder
zurückkehren kann. Auch der Auferstehungsglaube im Sinne
einer völligen Neuschöpfung ist von der jüdischen Tradition
sogar in die christlichen Tradition übergegangen.
Stellen in der Bibel, die man als
Reinkarnation deuten könnte, sind entweder so entstanden
oder durch den beginnenden griechischen Einfluss. Die
Evangelien sind ja über mehrere Generationen zunächst nur
mündlich weitergegeben worden und erst rund hundert Jahre
nach Christus aufgeschrieben worden. Für die in manchen
Kreisen kursierende Behauptung, die
Reinkarnationsvorstellung sei zur Zeit Christi im jüdischen
Volk allgemein verbreitet gewesen, gibt es keine historische
Belege. Gänzlich unhaltbarer sind Behauptungen, die
Reinkarnationsvorstellung sei in den Evangelien enthalten
gewesen und die spätere Kirche hätten diese Stellen wieder
herausgestrichen. Richtig jedoch ist, dass zur Zeit des
Origenes 24 Evangelien in den verschiedenen geistigen
Strömungen kursierten. Der fast zeitgleich mit Origenes
lebende Hippolyt aus Rom zählte 32 solcher Strömungen auf,
die sich alle auf Christus beriefen, aber aus Sicht der
werdenden katholischen Kirche “Irrlehren” waren und die
später mit dem unscharfen Sammelbegriff Gnosis belegt
wurden.
In einigen dieser sogenannten apogryphen
Evangelien lässt sich die Reinkarnationsvorstellung eher
herauslesen. Die bekanntesten apokryphen Evangelien sind das
Thomasevangelium, das Judasevangelium, das Evangelium der
Wahrheit und das Evangelium nach Maria Magdalena. Ob Jesus
Christus seinen, aus dem einfachen jüdischen Volk stammenden
Jüngern diese, für sie fremde Vorstellung zugemutet hatte,
bleibt im geschichtlichen Dunkel. Seine Worte aus dem
Johannesevangelium (Joh 16,12) „Ich habe euch noch viel zu
sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen“ lassen eher
darauf schließen dass es unterblieben ist.
Bei den Essenern,
einer Abspaltung vom Judentum im 2. vorchristlichen
Jahrhundert, ist vermutlich die Vorstellung der
Reinkarnation lebendig gewesen. Keiner der Jünger Christi
stammte aber aus dieser Sekte.
Literaturquellen:
Zander, Helmut: Geschichte
der Seelenwanderung in Europa
Lindner, Paul: Die Idee
der Wiedergeburt und der Erlösung im Hinblick auf das
Thomasevangelium, GRIN 2004
Es ist sehr bezeichnend für die Entstehung des
kirchenchristlichen Weltbildes, dass die offizielle Liste
der Kirchenlehrer keine Namen vor dem 3. Jahrhundert
enthält, während 1/3 aller Kirchenlehrer alleine aus den 2
folgenden Jahrhunderten stammen, also aus der Zeit als sich
die Kirche als Staatsreligion etablierte. Die Zäsur ist das
erste Konzil von Nicäa 325. Vor diesem weichenstellenden
Konzil gab es eine Vielzahl von Strömungen die sich alle auf
Christus beriefen. Der etwa zeitgleich wie Origenes in Rom
lebende Hippolyt zählte 32 konkurrierende Strömungen.
Spätere Historiker fassten diese unter dem unscharfen
Sammelbegriff Gnosis zusammen. Origenes selbst hatte sich
immer als Mann der Kirche gesehen und es ist bezeichnend für
seine Bedeutung in jener Zeit dass sich beim Konzil von
Nicäa (Arianischer Streit) sowohl Anhänger als auch Gegner
des Arius auf Origenes als Autorität beriefen.
Origenes war offenbar ein hinreißender Redner und von
unfassbarer Produktivität und Bildung. Nicht nur dass er
alle im Umlauf befindlichen Schriften des Alten Testamentes
zusammenstellte (Hexapla) und Satz für Satz verglich. Er
verfasste zu fast jedem Abschnitt des Alten und neuen
Testamentes Kommentare und Predigten, die von vielen
Theologengenerationen bis heute als Quelle der Inspiration
benutzt werden. Weil viele Theologen im Lauf der Geschichte
voneinander abgeschrieben haben, war es bemerkenswerterweise
Papst Benedikt XVI der mehrfach auf die Bedeutung von
Origenes als ursprüngliche Quelle hingewiesen hat. Urs von
Baltasar, ein neuzeitlicher Schweizer Kardinal, schreibt
über Origenes: „Origenes und seine Bedeutung für die
Geschichte des christlichen Denkens zu überschätzen, ist
kaum möglich“.
Internetquellen:
Wikipedia: Suchwort
“Kirchenlehrer”
Wikipedia: Suchwort
“Urchristentum”
Wikipedia: Suchwort “Hippolyt von Rom”
Wikipedia: Suchwort
”Gnosis”
Literaturquellen:
Origenes: Geist und Feuer, Ein Aufbau aus seinen Schriften
von Urs von Balthasar.
-185 Geburt 185/186 in Alexandrien in einer
griechischstämmigen wohlhabenden christlichen Familie.
-202 Christenverfolgung unter Kaiser Septimus
Severus. Origenes tritt öffentlich für das Christentum ein,
wo oft Verhaftungen drohten. Die Legende sagt, dass seine
Mutter ihm einmal die Kleider versteckt hatte, so dass er
nicht auf die Strasse konnte. Der Vater von Origenes,
Leonides, wird verhaftet. Origenes besucht ihn im Gefängnis
um ihn in seiner Standhaftigkeit zu bestärken. Leonides wird
hingerichtet und das gesamte Vermögen der Familie
eingezogen.
- Ab 202 Origenes verkauft die Bücher der
Familie für eine kleine monatliche Rente. Er gibt privaten
Grammatikuntericht um die Familie unterhalten zu können.
Mehr und mehr wendet sich Origenes neben der Christenlehre
der Philosophie und den Naturwissenschaft zu, wozu er
Gebildete aus allen Geistesrichtungen einlud.Der reiche
Gönner Ambrosius stellt Origenes Geldmittel und
Schnellschreiber zur Verfügung.Origenes pflegte einen
äußerst asketischen Lebensstil. Seine angebliche
Selbstentmannung sehen die modernen Forscher als spätere
Legende an (siehe gesondertes Kapitel).
212-Reise nach Rom
ca 214 Origenes Gelehrsamkeit wird immer
bekannter. Der römische Statthalter der Provinz Arabien mit
Sitz in Petra wünscht persönlichen Unterricht von Origenes.
-215/16 lokale Christenverfolgung in
Alexandrien durch Kaiser Caracalla. Origenes flieht nach
Caesarea im heutigen Israel. Dort wird er begeistert
aufgenommen und gebeten in den Gottesdiensten zu predigen.
Ab 2017- Der Bischof von Alexandrien
Demetrius ruft Origenes zurück und überträgt ihm die Leitung
einer neu gegründeten Katechetenschule. Er rügt ihn aber
weil er in Caesarea in Gottesdiensten gepredigt hatte, was
nach Ansicht des Demetrius nur einem geweihten Priester
zusteht. Origenes Bekanntheitsgrad als großer Gelehrter
zieht weitere Kreise. Die Kaisermutter Mammaea bittet
Origenes nach Antiochia (heute Antakya, Türkei) mit dem
Wunsch um persönlichen Unterricht. In Alexandrien entsteht
Origenes Hauptwerk peri archon (lat. de principii)
in dem er eine vollständige Kosmologie entwarf.
ab 231 Während einer weiteren Reise nach
Caesarea wird Origenes von dem dortigen Ortsbischof
Theoktist und dem Bischof von Jerusalem Alexander zum
Presbyter geweiht, was seinem Ortsbischof von Alexandrien
Demetrius zugestanden hätte. Wohl aus Neid ließ Demetrius in
zwei Ortssynoden Origenes aller Ämter entheben,
exkommunizieren und ausweisen. Origenes siedelt daraufhin
nach Caesarea über. Sein reicher Gönner Ambrosius war
bereits vor ihm nach Caesarea übersiedelt. In Caesara wird
Origenes tatkräftig unterstützt. Es entsteht eine Schule mit
einer großen Bibliothek. Origenes Lehrziel ist die
ganzheitliche Wissensvermittlung: Er unterrichtet nach einem
Konzept, in dem Dialektik, das Studium der Physik,
Geometrie, Astronomie, der Ethik, der Aussagen aller
bekannten Philosophen und Dichter zum Göttlichen und die
Auslegung der biblischen Texte sowie Meditation aufeinander
aufbauen. In Caesarea entstehen die meisten Schriften. Das
erhaltene Bibliotheksverzeichnis enthält über 2000 Schriften
von Origenes. Insgesamt soll Origenes über 6000 Arbeiten
verfasst haben. Aus heutiger Sicht ist Origenes der Leiter
einer privaten Hochschule. Einen Einblick in das Leben an
der Schule gibt uns die Dankesrede des Gregorius
Thaumaturgus.
249- Unter Kaiser Maximus Trax verfinsterte
sich die Situation der Christen. Origenes ahnt die neue
heraufziehende Christenverfolgung und verfasst sein Werk
„Ermunterung zum Martyrium“. Unter Kaiser Decius wird die
Schule geschlosssen, Origenes gefangen genommen und hart
gefoltert, doch vollstreckte man an ihm den angedrohten
Feuertod nicht.
251-Tod des Kaisers Decius, Ende der
Christenverfolgung, Freilassung von Origenes.
254- Tod in Thyros, nach anderen Quellen in
Caesarea, ohne dass Origenes nochmals etwas geschrieben hat.
Literaturquellen
Robert Sträuli: Origenes
Joachim Stiller: Origenes, Leben und Werk
Alfons Fürst: Origenes
Görgemanns/Karpp: Origenes Vier Bücher von den Prinzipien (
Textrekonstruktion von peri archon)
Gregorius Thaumaturgos, nach dem Urtexte übersetzt
von Dr. Joseph Margraf. - Kempten, 1875 (Bibliothek der
Kirchenväter; 159)
Georg Roewekamp: Streit um Origenes
Internetquellen:
origenes,de - Leben wikipedia.de -
Suchwort Origenes unifr.ch/bkv/
Bibliothek der Kirchenväter- Suchwort Origenes
Die heutigen Forscher sind mehrheitlich der Meinung, dass
Origenes Selbstkastration eine Legende ist. Zum einen gibt
es aus der Lebenszeit von Origenes keine Quellen dazu. Erst
zwei Generationen später wird durch Eusebius (260/46 bis
339/40) davon berichtet, der es aber selbst in Frage
stellte. Später griff es der polemisch argumentierende
Origenes-Kritiker Epiphanius (310-403) wieder auf. Origenes
hat zwar über die Kastration anhand der Bibelstelle Mt 19,12
geschrieben, jedoch ohne einen Bezug zu sich selbst zu
nehmen. Sicher ist zwar, dass Origenes sehr asketisch gelebt
hat und so vermutlich die Vorstellung einer Selbstkastration
dadurch befeuert hat.
Literaturquellen
Christoph Markschies:
Origenes und sein Erbe
Eusebius von Caesarea
(260-339)
Epiphanius von Salamis
(310-403)
Origenes:
Matthäuserklärung Band 1
Biblischer Bezug: Mt
19,12: Denn manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig,
manche sind von den Menschen dazu gemacht und manche haben
sich selbst dazu gemacht - um des Himmelreiches willen. Wer
es erfassen kann, der erfasse es.
Origenes war zutiefst überzeugt, dass das Alte und das Neue
Testament im Wortlaut göttlichen Ursprungs sind.
Entsprechend der Auffassungsgabe der Menschen teilte er die
heilige Schriften in drei Erkenntnisebenen ein. So wie der
Mensch aus Körper, Seele und Geist besteht haben die
Schriften einen buchstäblichen, einen seelischen und einen
geistigen Sinn. Die im Bibeltext eingestreuten scheinbar
widersinnigen Elemente hätten die Funktion, die Suche nach
dem geistigen Sinn anzustoßen. Er war aber auch gleichzeitig
überzeugt, dass der tiefste Sinn nur demjenigen zugänglich
ist, der gleichzeitig vom göttlichen Geist inspiriert ist.
Aus seinem großen Werk greife ich den Teil
heraus, den ich als das wesentliche Rahmengerüst sehe. Es
ist kurioserweise jener Teil, der von der kirchennahen
Origenes-Forschung als unwesentlich angesehen wird und in
manchen Fachbüchern gar nicht oder nur am Rand gestreift
wird.
Wir Menschen sind in unserem Kern Geistwesen,
deren Urheimat die Lichtwelt bei Gott ist. Nur der kleinste
Teil aller Geschöpfe ist zeitweise als Mensch inkarniert
(Präexistenz). Sämtliche Geschöpfe, seien sie gerade
inkarniert oder nicht, besitzen
einen freien Willen nach dem sie ihre
Lebensbahn gestalten können. Hieraus entsteht die bunte
Mannigfaltigkeit der Welten mit Gegensätzen und
Entwicklungsstufen. Den Lauf ihrer Entwicklung bestimmen
alle Geistwesen allein durch ihre Ausrichtung und wohin sie
ihr persönlicher freier Entschluss lenkt.
Diese Willensfreiheit wurde von einer
unüberschaubaren Anzahl Wesen in einem für uns
unvorstellbaren Zeitraum dazu missbraucht, sich von der
göttlichen Ordnung abzuwenden um eine neue Ordnung zu
schaffen. Die Ergebnisse und Auswirkungen eigener Schöpfung
lässt Gott als Erfahrungsweg zu. Trägheit und der Überdruss
an der Mühe, das Gute zu bewahren, und Nachlässigkeit
gegenüber dem Besseren gaben den Anlass zur Entfernung vom
Guten (princ. II 9,2).
Mit der stufenweisen Abkehr von der
göttlichen Ordnung umgeben sich die Wesen mit immer
dichteren Körpern und erst auf der tiefsten Stufe entstand
die Erde und als Krönung die Menschen in die diese
“gefallenen Seelen” zur Erfahrung und Besserung inkarniert
werden. Am Ende nach Durchlaufen des “Besserungsweges”
werden diese Wesen in die Gott nahen lichtvollen Welten
freudig wieder aufgenommen. Für Origenes sind damit auch
diejenigen gemeint, die die Abkehr von der göttlichen
Ordnung begonnen hatten und man gemeinhin als Dämonen oder
Teufel bezeichnet (Apokatastasis).
Literaturquellen
Robert Sträuli: Origenes
der Diamantene, ABZ 1987
Alfons Fürst: Origenes -
Grieche und Christ in römischer Zeit, Hiersemann 2017
Görgemanns/Karpp: Origenes
Vier Bücher von den Prinzipien (princ)
Joachim Stiller: Origenes, Leben und Werk
Waltraud Große: Der
Reinkarnationsgedanke und seine Ablehnung durch das 5.
ökumenische Konzil
August Zoellig: Die
Inspirationslehre des Origenes
Internetquellen
origenes.de Abschnitt
“Lehre”
wikipedia.de Suchwort
“Origenes”
unifr.ch/bkv/ Bibliothek
der Kirchenväter: Suchwort “Origenes”
Dies kann man am leichtesten an der
Verteidigungsrede des Pamphilos, dem Nachfolger von Origenes
in Caesarea ablesen, die er schon wenige Jahrzehnte nach dem
Tod von Origenes eine Apologie (Rechtfertigung) für Origenes
als notwendig erachtete.
Es war eine bewegte Zeit der Findungsphase
für das, was die werdende Kirche glauben und verkünden soll.
Wir sind noch lange vor der Zeit der Konzilien, also noch in
einer Zeit der mehr oder wenigen freien Diskussion um den
wahren Glauben, ohne dass eine Person oder eine Gruppe die
Autorität hatte festzulegen, was nun die „wahre“ Wahrheit
sei. Dieser Prozess ging nicht nur einher mit echter
spiritueller Suche sondern auch einher mit Egoismen,
Machtpolitik, Verdächtigungen und Verleumdungen und
gegenseitiger Beschuldigungen der Häresie, also dem Urteil,
der andere verkünde einen Irrglauben, während man im
Umkehrschluss von sich selbst annahm die “richtige” Wahrheit
zu kennen. Der fast zeitgleich mit Origenes lebende Hippolyt
von Rom zählte 32 konkurrierende Strömungen auf, die sich
alle auf Christus beriefen. Weil immer mehr Nichtjuden zum
Christentum übertraten, die keinen Bezug zum jüdischen Kult
hatten, entstand im 2. Jahrhundert die Einführung der
Weihestufen Diakon, Presbyter und Bischof, was gleichzeitig
eine Abgrenzung zu den konkurrierenden Strömungen
darstellte.
Im Interview bei thanatos.tv wurde nur die
Präexistenzlehre genannt, warum Origenes nach seinem Tod bei
den nachfolgenden Generationen in die Kritik geraten sei.
Dies, zusammen mit dem Vorwurf der Seelenwanderung war nach
der Apologie des Pamphilos tatsächlich auch ein Punkt,
allerdings der letzte aus einer Reihe von 9 Punkten, während
die ersten 5, und damit die wichtigsten, sich allein um die
Frage drehten wer Christus sei, gefolgt von seiner Art die
Schrift auszulegen (Vorwurf 6) , der Allversöhnungslehre
(Vorwurf 7) und seinem Verständnis von Seele (Vorwurf 8) .
Literaturquelle:
Streit um Origenes, Dissertation von Georg Röwekamp,
Paderborn 2004
Eindeutig ist, dass Origenes die Präexistenz gelehrt hat.
Dieser Begriff ist umfassender als Reinkarnation. Aus dem
Kontext aller Argumente halte ich es für plausibel, dass
Origenes und auch seine späteren Anhänger (Origenisten) die
Präexistenz, also eine Existenz im nichtmateriellen Dasein
und eine zeitweilige Existenz in einem menschlichen
Körper (Reinkarnation) damit gemeint haben.
Leider ist das frühe Hauptwerk von Origenes „peri
archon“, nicht mehr im Original erhalten. Nur eine
lateinische Übersetzung des Rufinus rund 200 Jahre später
blieb uns erhalten. Es war aber schon die Zeit der
Anfeindungen gegen die origenistische Lehre und Rufinus
schreibt selbst, dass er die „anstößigen“ Stellen
weggelassen oder verändert habe. In der noch erhaltenen
Übersetzung des Rufinus lässt sich keine Stelle finden, in
der die Reinkarnation eindeutig nachzulesen wäre.
Persönlich glaube ich allerdings, dass
Origenes in seinem Frühwerk peri archon die Reinkarnation
vertreten hat. Ich beziehe mich dabei auf die
Textrekonstruktion von Görgemanns/Karpp in er es heißt:
„Alle.. körperlosen Geschöpfe gleiten,
wenn sie in Nachlässigkeit verfallen, allmählich auf niedere
Stufen herab und nehmen Körper an, je nach Art der Orte zu
denen sie herabsinken...und wenn sie in die Nähe der Erde
kommen, umgeben sie sich mit noch dichteren Körpern, um
schließlich an menschliches Fleisch gefesselt zu
werden.....Dabei wechselt er seinen Körper ebenso oft, wie
er seinen Wohnsitz beim Abstieg vom Himmel zur Erde
wechselt.“
Noch ein zweites Zitat ist eindeutig. Es
stammt von Kaiser Justinian aus dem Jahre 543, also 300
Jahre nach Origenes, als er 543 eine Synode einberief um
Origenes als Irrlehrer verurteilen zu lassen:
„Von den geistigen Wesen ist ein Teil, wie
er [Origenes] meint, in Sünde gefallen und zur Strafe in
Leiber gebannt; Nach dem Maße ihrer Sünden werden sie sogar
zum zweiten und dritten Male und noch öfter in einem Leibe
eingekerkert, um nach vollendeter Reinigung in ihren
früheren sünde -und leiblosen Zustand zurückzukehren.“
Diese Sätze legen die
Reinkarnationsvorstellung nahe, aber es muss der
historischen Wahrheit willen gesagt werden dass es in den
Spätwerken und besonders im letzten Werk von Origenes, dem
Matthäuskommentar, Stellen gibt, die gegen eine
Reinkarnation zu sprechen scheinen. Ganz aufzulösen ist
dieser Widerspruch nicht. Ob hier eine Verzerrung durch die
Übersetzungen, ein “Einknicken” vor der sich formenden Lehre
der Kirche, ein echter Gesinnungswandel oder eine Ablehnung
einer Seelenwanderung im Sinne eines endlosen und
unmittelbaren Wechsels von einem Körper in einen anderen,
der Grund für diesen (scheinbaren) Widerspruch ist, ist
nicht abschließend zu klären. Manche Autoren glauben, dass
sich seine ablehnende Haltung nur auf die Vorstellung einer
Reinkarnation in einem Tierkörper bezieht. Historisch
gesehen muss es also offen bleiben ob Origenes neben der
Präexistenz auch die Reinkarnation in seinem frühes
Hauptwerk verankert hatte. Als gesichert kann gelten dass
die späteren Origenisten die Reinkarnation im heutigen Sinn
gelehrt haben, was auch aus dem Zitat von Justinian
eindeutig hervorgeht.
Literaturquellen:
Zander, Helmut: Geschichte
der Seelenwanderung in Europa
Görgemanns/Karpp :
Origenes Vier Bücher von den Prinzipien, Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt 1976
Im 2. Konzil von Konstantinopel 553 ging es in erster Linie
um den Dreikapitelstreit , einer Auseinandersetzung über das
Verhältnis zwischen der göttlichen und menschlichen Natur
Jesu Christi. Origenes wird nur in einer Aufzählung von 7
“Irrlehrern” erwähnt. Warum aber das Konzil von
Konstantinopel immer als Verurteilung der
Reinkarnationslehre angesehen wird, ist nur aus der
Vorgeschichte des Konzils verständlich. In jener Zeit war
Justinian Kaiser des römischen Reiches. Er hatte sich nicht
nur als weltlicher Herrscher sondern auch als oberster
Kirchenführer verstanden . Er berief 543, also 10 Jahre vor
dem Konzil, eine Synode ein, in der er explizit Origenes und
u.a. auch seine Lehre von der Präexistenz und der
Allversöhnung verurteilen lies. Im Jahre 553 noch vor dem
eigentlichen Konzil, wurde auf Initiative von Kaiser
Justinian und vermutlich auch der Kaiserin Theodora von den
schon anwesenden Bischöfen die Verurteilung der einzelnen
Anklagepunkte ausführlicher dargestellt und später den
Konzilsakten beigefügt. Der damalige Papst Vigilius war von
dem Diktat des Kaisers nicht angetan, und weigerte sich
sogar am Konzil teilzunehmen und die Konzilsbeschlüsse, in
erster Linie wegen der Verurteilungen im Dreikapitelstreit,
zu unterzeichnen. Kaiser Justinian setzte ihn fest und nur
nach dem Versprechen eines freien Geleits unterzeichnete der
unglückliche Vigilus die Konzilsbeschlüsse, starb aber bei
der Heimreise.
Bei diesem, für die Lehre des Origenes
schickalhaften Konzil, hat sich die Kirche ein Dogma von
einem römischen Kaiser diktieren lassen. Genau genommen ist
es kein explizites Dogma, aber die Verurteilung des Origenes
auf der Synode von 443 und im Vorfeld des Konziles wurde ab
dato so behandelt als wäre es ein Dogma. Origenes ist bis
heute noch nicht rehabilitiert. Es gibt aber in der
katholischen Kirche einige Bemühungen dazu, sogar von Papst
Benedikt XVI.
Literaturquellen:
1.)Franz Diekamp: Die
origenistischen Streitigkeiten im 6. Jahrhundert und das
fünfte allgemeine Konzil, Münster 1899
2.) Waltraud Große: Der
Reinkarnationsgedanke und seine Ablehnung durch das 5.
ökumenische Konzil- Arbeitsblätter , Herausgeber und Verlag
Dr. Monika Schulze Brannenberg 1983
Wir müssen eigentlich fragen: „Welche Impulse kann uns die
Lehre des Origenes wieder neu geben.“ Aus meiner Sicht ist
Origenes auch unserer Zeit noch weit voraus. Wir sind jedoch
heute, gegenüber der Zeit vor 2000 Jahren, in einer sehr
viel komfortableren Situation um seine Vision zu verstehen.Eine Fülle von Transzendenzerfahrungen erweitern heute
das Spektrum, so dass manche älteren Glaubensinhalte
entweder verifiziert oder falsifiziert werden können. Es
kann also neue Klarheit geschaffen werden.
Eine der Quellen heutiger
Transzendenzerfahrung ist die große Zahl dokumentierter
Nahtoderfahrungen von denen zwar jede ein Unikat ist, die
uns in ihrer Gesamtheit doch ein recht lebendiges und
plastisches Bild vom Leben nach dem Tod vermittelt und uns
den Sinn des Erdendaseins zeigt. Über Nahtoderfahrungen wäre
sehr viel zu berichten, aber zwei Aspekte daraus sind
besonders wichtig, um das Weltbild des Origenes verstehen zu
können.
Die weitaus meisten Nahtoderfahrungen sind
positiv. Viele erleben eine Lichterfahrung mit
überwältigenden Gefühlen bedingungsloser Liebe und Freiheit,
von Angenommensein, Wahrgenommensein, Schönheit, Harmonie,
tiefen Friedens und unendlichen Glücks. Alle Worte versagen,
um diesen Zustand zu beschreiben, ist die einhellige Meinung
der Betroffenen. Als Gegenwart Gottes versuchen es manche zu
beschreiben. Auch das Gefühl von Heimat wird sehr oft
genannt und dies ist ein wichtiger Punkt für das erweiterte
Weltbild des Origenes.
Eine MInderheit erfährt das krasse Gegenteil
bei einer negativen Nahtoderfahrungen. Man braucht sich nur
das Hässlichste und Bösartigste vorstellen, dann kommt man
ein wenig dem nahe, was diese Menschen erleben. Zur
Beruhigung muss dazu gesagt werden, dass die meisten dieser
negativen Nahtoderfahrungen eine positive Wende nehmen. Aus
dem Vorkommen sowohl negativer als auch positiver
Nahtoderfahrungen müssen wir den Schluss ziehen dass es in
jenseitigen Welten beide Pole gibt. Auch scheinen zwischen
diesen Polen alle Zwischenstufen zu existieren.
Eine anders geartete Quelle von
Transzendenzerfahrung zeigt uns die Reinkarnationsforschung.
Jan Stevenson, als ihr Begründer, ging Erinnerungen von
tausenden Kindern an frühere irdische Leben nach und konnte
eine ganze Reihe davon eindrucksvoll verifizieren. Die
Vielfalt, die er und seine Nachfolger dokumentiert haben,
legt nahe, dass Reinkarnation eine Realität ist. Die
Reinkarnationsforschung wird heute noch erweitert durch
therapeutische Rückführungen. Es geht sogar soweit, dass
normale erwachsene Menschen im Wachbewusstsein, ohne
therapeutische Einflussnahme, ausgeprägte Erinnerungen an
frühere Leben haben, während die Erinnerungen bei Kindern
meist im Schulalter verschwinden. All diese Quellen gab es
zu allen Zeiten aber man hatte sie nicht ernst genommen oder
gar die Träger pathologisiert.
Wenden wir unseren Blick jetzt wieder
Origenes zu. Ich darf zunächst daran erinnern, dass
historisch nicht bewiesen werden kann, dass der frühe
Origenes in seinem Hauptwerk peri archon die
Reinkarnation gelehrt hat. Seine historisch gesicherte
Präexistenzlehre bietet aber einen ausreichenden Rahmen
dazu. Wenn wir hier der Frage nachgehen, welche Impulse
Origenes uns heute wieder geben kann, dann ist die
Reinkarnation als Erlösungsweg in diesem Weltbild enthalten.
Reinkarnation als Erlösungsweg
muss zu irgendeinem Zeitpunkt nach unserer Zeitrechnung
einen Anfang gehabt haben. Eine erste Inkarnation verweist
aber noch weiter zurück bis zu dem Punkt als wir die
Urheimat in der Lichtwelt verlassen haben. Ich erinnere hier
an die positiven Nahtoderfahrungen bei denen die Lichtwelt
als Heimat erlebt wird und Betroffenen überglücklich sind
wieder dort zu sein.
Was ist aber zwischen dem Verlassen der
Lichtwelt und der ersten Inkarnation als Mensch geschehen?
Origenes Vision gibt uns eine Antwort dazu:
Ein Teil, der für uns unvorstellbaren großen Zahl an
Geschöpfen, hat eine eigene Schöpfungsidee verwirklicht, die
sie in einem für uns unvorstellbaren langen Prozess immer
mehr von der Urquelle abtrennte um ein eigenes alternatives
Universum entstehen zu lassen. Erste Anfänge scheinen in der
“Erfindung” des Egoismus gelegen zu haben.
Freiheit des Geistes ist eine unverlierbare
Eigenschaft die uns Gott gegeben hat und so zwang er uns
einst auch nicht seinem göttlichen Schöpfungsplan zu folgen.
Eigene Schöpfungswege lässt Gott als Erfahrungen zu.
Ein Gesetz unserer Physik besagt, dass
Energie immer vom höheren zum niederen Niveau fließt und
zwar so lange bis sich die Energien ausgeglichen haben.
Dieses Naturgesetz ist möglicherweise gänzlich universal und
gilt auch für andere Universen. Die Folge ist, dass in einem
abgeschlossen Energiesystem, ohne eigen Urquelle, am Schluss
alle
Energieniveaus ausgeglichen sind und damit
kein Fließen von Energie mehr stattfindet, was dann
gleichbedeutend ist mit Tod. So etwas muss in diesem
alternativen Universum geschehen sein. Die meisten der
Beteiligten haben diesen Fehler noch rechtzeitig bemerkt,
andere nicht, weil ihr Experiment sie schon in ihrem
Erkenntnisvermögen und ihrer Gefühlsfähigkeit geschädigt
hatte. Es entstanden Schöpfungen die wir als disharmonisch,
hässlich bis schrecklich empfinden und ihre Schöpfer als
egoistisch, unmoralisch und grausam. Die Welten des Lichtes
und die Gegenwelt hatten keinen Zugang mehr zueinander und
waren voneinander isoliert.
Eine Rettung konnte nur noch von der höchsten
Lichtebene, also von Gott selbst kommen. Sie bestand in der
Schaffung eines zusätzlichen Universums, eines
Verbindungsuniversums, zu dem dann beide vorher getrennten
Welten Zugang hatten. Dieses Verbindungsuniversum ist unser
bekanntes materielles Universum, entstanden im sogenannten
Urknall, dessen Naturkonstanten so beschaffen sind, dass
materielles Leben entstehen konnte. So sind es zwei
Prinzipien, die die Evolution des irdischen Lebens
antreiben, das eine hat, stark vereinfacht gesagt, den
Egoismus als treibende Kraft und das andere die Liebe.
Die Krönung der irdischen Evolution ist,
Geistseelen aus beiden Welten im Menschen inkarnieren zu
können mit dem Ziel die Geister der Dunklen Welten,
Unterwelten und Höllen durch die Berührung mit den Wesen aus
dem Licht zur Rückkehr in die göttlicher Urheimat zu
motivieren und zu führen.
Für die Geistwesen aus den Dunklen Welten ist das Annehmen
der, je nach Fortschritt kürzeren oder längeren
Inkarnationskette, freiwillig und kann auch abgebrochen
werden, was aber automatisch eine Rückkehr in die dunklen
Welten zur Folge hat.* Da sich in einem Menschen auch
lichtvolle Geistwesen aus himmlischen Welten inkarnieren
können, kommen sich Licht und Dunkel so nahe wie sonst
nirgends. Durch diese Berührung wird in den Geistern des
Dunkeln die Sehnsucht nach dem Lichten immer stärker und so
leeren sich ganz langsam die Reihen der Hölle. Das wird sich
noch lange fortsetzen, nötigenfalls auf anderen Planeten,
bis auch der letzte Geist des Dunkeln wieder ins Licht
aufgenommen sein wird.
Erlösung beginnt also schon mit dem Urknall
und nicht erst mit der Inkarnation von Jesus Christus.
Dieser konnte das Ziel des Heilsplans vollenden, das für
alle Geistwesen in einem Angebot zur Rückkehr in die
Urheimat besteht, egal wie tief es gefallen war. Seit der
erfolgreichen Mission von Jesus Christus ist es auch für
diejenigen möglich die bis dahin in der Hölle noch
festgehalten werden konnten.
Manch alte, scheinbar veraltete Kirchenlieder
haben dieses Wissen noch bewahrt. Im Evangelischen
Gesangbuch steht “…...Er hat zerstört der Höllen Pfort”
(EG 100,3) und im katholischen Gotteslob: “Durch dich
steht das Himmelstor allen ...offen” (GL 257)
Dieses, von Origenes schon im Wesentlichen in
seinem Hauptwerk peri archon beschriebene Weltbild
hat einen so unfassbar großen Bedeutungshorizont, dass es
nun fast 2000 Jahre in der Schublade der Geschichte gelegen
hat. Nun ist die Zeit reif geworden es dort wieder
herauszuholen.
Wenn wir, wie
mit einem Zoom, das Ende einer solchen Inkarnation
betrachten, dann ist damit in der Tat eine
Weichenstellung verbunden, die eine Entscheidung zum
Himmel oder zur Hölle bedeutet. In einem Weltbild, das
die Reinkarnation nicht kennt, scheint dies etwas
Endgültiges zu sein. Dies steht aber in groteskem
Widerspruch zur bedingunsgslosen Liebe Gottes. Dieser
Widerspruch können die großen christlichen Kirchen nicht
auflösen, wenn sie gleichzeitig die Präexistenz und
Reinkarnation ablehnen.
Literaturquellen:
Jan Stevenson:
Reinkarnation- Der Mensch im Wandel von Tod und
Wiedergeburt, Aurum 1976
Jan Stevenson: Reinkarnationsbeweise - Geburtsnarben und
Muttermale belegen die wiederholten Erdenleben des Menschen,
Aquamarin 1997
Jim B. Tucker: Kinder erinnern sich- Dem faszinierenden
Phänomen der Wiedergeburt auf der Spur.
Dieter Hassler: Indizienbeweise für ein Leben nach dem Tod
und die Wiedergeburt, Band 1-3, 2011,2015,2020.
Stefan von Jankovich: Reinkarnation als Realität, Drei
Eichen 1992
Dieter Hassler:
Indizienbeweise für ein Leben nach dem Tod und die
Reinkarnation, 3 Bände,Shaker 2011-2020
- Als junger Erwachsener war ich, wie viele,
vollkommen davon überzeugt dass nur die Naturwissenschaften
uns alle Fragen, auch die der Zukunft, beantworten könne.
- Als ich einmal Heisenberg las, zog es mir
die Beine unter den Füßen weg, als er schrieb: “Die Physik
schwebt über bodenlosem Grund”
- Meine Suche führte mich in den
parapsychologischen Arbeitskreis von Dr. Jens Möller in
Karlsruhe.
- Dort hatte ich ein Schlüsselerlebnis. Es
kam ein englisches Medium zu Besuch, von dem gesagt wurde es
könne Verstorbene wahrnehmen. Ich stand solchen Behauptungen
damals sehr skeptisch aber doch interessiert gegenüber.
Dieses Medium war gleichzeitig ein ausgezeichneter
Porträtmaler. Ein Ehepaar aus unserem Kreis stellt sich zur
Verfügung. Das Medium schaute immer neben das Paar und
begann zu zeichnen. Es war ein ganz markantes Gesicht das
zum Urgroßvater des Ehemanns gehören sollte. Diesen
Urgroßvater hatte der Ehemann im Leben nicht mehr
kennengelernt und er besaß auch kein Photo von ihm. Die
Familie stammte aus dem heutigen Polen. Um zu einem Beweis
zu kommen suchte der Ehemann unter dem Vorwand der
Ahnenforschung Kontakt zu der Familie in Polen zu bekommen,
was damals zu Zeiten des kalten Krieges nur schwer möglich
war. Es gelang ihm eingeladen zu werden und es gelang ihm
ein Photo des Urgroßvaters zurückzubringen. Es war genau
dieses markante Gesicht mit dem schmalem Kinn,
birnenförmigen Kopf und den großen Ohren. Ich sehe das Bild
immer noch lebhaft vor mir.
- Seit dieser Zeit war es für mich eine
Gewissheit, dass es eine jenseitige Welt gibt in die wir
nach dem Tode gehen werden. Damals wurden auch die
Nahtoderfahrungen bekannter und so wurde des Jenseits für
mich eine immer plastischere Realität
Nun lebte ich aber in einer vom
naturwissenschaftlichen Weltbild geprägten Welt, in der es
unmöglich ist, dass das individuelle Bewusstsein den Tod
überdauert. Später heiratete ich in ein christliche Familie
und bemühte mich auch dieses Weltbild aufzunehmen. So lebte
ich in dem unbefriedigenden Zustand mit drei Weltbildern die
nur recht lose miteinander verbunden waren.
Von Origenes hatte ich zwar früher immer
wieder etwas gelesen aber näher mit ihm beschäftigt hatte
ich mich nicht, bis wir eines Tages von meinem verstorbenen
Schwager, der Theologieprofessor war, seine umfangreiche
Privatbibliothek erbten. Beim Schleppen eines Kartons fiel
mein Blick auf ein Buch: „Origenes, de principii“. Ich legte
es mir zur Seite und beim späteren Lesen erahnte ich wie
darin ein so großes Weltbild vorgestellt wird, dass dies in
der Lage ist, die drei in mir, bisher unverbundenen
Weltbilder zu vereinen.
Literaturquellen
Werner Heisenberg, Der
Teil und das Ganze, Piper 1981 Görgemanns/Karpp :
Origenes Vier Bücher von den Prinzipien, Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt 1976