«Lass mich
bitte sterben!», flüsterte Hans Fickler
seiner Frau zu, als sie ihn mit kaltem
Wasser aus der Bewusstlosigkeit weckt.
Der Familienvater war damals 31 Jahre
alt, seine Kinder klein, das
Familienheim frisch bezogen. Trotzdem
wäre er lieber gestorben. Die
Grenzerfahrung zwischen Leben und Tod
überwältigte den bodenständigen Mann. Er
beschreibt eine vollkommene
Glückseligkeit, ein Schweben in hellen
Strahlen und Musik - als würde ihm
jemand Licht auf die Seele tätowieren,
mit Gewalt unerträglich Schönes
aufzwingen. Wie Hans Fickler ergeht es
vielen. Gemäss Schätzungen machen rund
fünf Prozent der Bevölkerung irgendwann
eine Nahtod-Erfahrung.
Nicole Vögele befasst sich in ihrem Film
mit den Folgen, mit den Nachbeben, die
solche tiefen Erschütterungen auslösen
können. «Es gibt nichts im Leben eines
Menschen, das man ernster nehmen soll
als ein Nahtod-Erlebnis», meint Walter
von Lucadou, Physiker und Psychologe.
Viele Betroffene krempeln ihr ganzes
Leben um, andere sehen sich plötzlich
mit unerklärlichen Folgen und
paranormalen Phänomenen konfrontiert.
Aus dem Randgebiet des Fassbaren erzählt
die Filmautorin drei Lebensgeschichten,
die alle mit der Rückkehr aus dem Licht
beginnen:
- Hans Fickler fängt nach seinem
Nahtod-Erlebnis an zu träumen. Er träumt
detailreich aus einer anderen Zeit.
Heute glaubt er, dass seine
Nahtod-Erfahrung Erinnerungen an ein
früheres Leben vor 150 Jahren ausgelöst
hat. Seine verbissene «Beweissuche»
führt ihn in die Vereinigten Staaten zum
Eisenbahnknotenpunkt Nebraskas und ins
ländliche Pennsylvania. Die Autorin
begleitet den 78-Jährigen bei seiner
ersten Reise nach Amerika, trifft die
Urenkelin seines früheren Ichs und
besucht - wenn man so will - sein
eigenes Grab.
- Nach der Geburt ihrer Tochter verliert
Emma Otero viel Blut und stirbt fast.
Während ihrer wunderschönen
Nahtod-Erfahrung begegnen ihr Bilder,
die sie noch nicht kennt, von denen sie
aber ganz klar weiss, dass sie zu ihrem
Leben gehören werden. Darunter ist auch
eine Vision mit einer schrecklichen
Vorahnung. Die junge Mutter lebt
daraufhin in ständiger Angst davor. 20
Jahre später bewahrheitet sich die
ungute Vorahnung und wird zur Tragödie
für die ganze Familie.
- Claire war erst sechs Jahre alt, als
sie fast ertrank. Sie schwebte schon im
Licht, als ein Mann sie rettete. Ihre
Nahtod-Erfahrung veränderte alles.
Zurück im Leben sieht das Mädchen
plötzlich Dinge, die andere nicht
wahrnehmen. Im Film erzählt Claire
Stiefel, heute eine erfolgreiche
Geschäftsfrau, wie es war, als Kind mit
diesen übersinnlichen Wahrnehmungen
klarzukommen.