Ines Voigt ist Bergsteigerin und liebt das
Wandern. 2006, es war der letzte Tag ihres Urlaubs in der
Schweiz, unternahm die Dresdnerin alleine eine Bergwanderung.
Sie kann sich noch an ihre letzten Schritte erinnern, die sie
sehr bewusst setzte. Dann ist alles schwarz. Als sie erwacht,
liegt sie auf einem Felsvorsprung, etwa 250 Meter unterhalb des
Weges. Zwischen Leben und Tod verbringt sie dort die Zeit bis zu
ihrer Rettung. Aber sie ist nicht allein – ein Engel wacht über
sie, wie sie sagt.
Nach langem Krankenhausaufenthalt findet
sie nur langsam zurück ins Leben. Ihre Familie, der Mann und die
drei Kinder, unterstützen sie und ihr Glaube hilft ihr. Die
gelernte Krankenschwester sucht beruflich nach einem Neuanfang.
Sie lernt um, wird Krankenhausseelsorgerin. Heute sagt sie, sie
sei noch nie so glücklich wie jetzt gewesen. Dieses zweite Leben
sei anders: Neu, reicher und bewusster und sie genießt jeden
Tag.
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Die Chance auf ein zweites Leben erhielt
auch Georg Alexander Albrecht. Als Generalmusikdirektor
dirigierte er 2002 das Neujahrskonzert der Weimarer
Staatskapelle. Plötzlich brach er beim 4. Satz von Beethovens
Neunter zusammen. Ein Herzinfarkt traf ihn auf der Bühne.
Mediziner waren zur Stelle – es war sein Glück. Albrecht konnte
reanimiert werden und fand über Monate zurück ins Leben.
Doch plötzlich war vieles anders. Die
Arbeit trat in den Hintergrund, dafür wurde ihm die Familie
wichtig. Er gab seine Stelle auf, suchte sich neue, aber
kleinere Herausforderungen, die ihm viel Zeit für die Familie
ließen. Durch dieses Ereignis wurde ihm deutlich, dass es ihm
sehr viel bedeutet, anderen Menschen die Angst vorm Sterben zu
nehmen. Deshalb engagiert er sich in der Weimarer
Hospizbewegung, betreut Sterbende und nutzt seine Popularität,
um für die Hospizarbeit zu sensibilisieren.
Wie ist es, wenn man seinen eigenen Tod "überlebt"? Was macht
man aus solch einem geschenkten Leben? Was sind die wichtigen
Dinge, die es zu überdenken gilt? Es sind Fragen, die sich viele
selbst stellen - und doch auch immer wieder verdrängen oder
verschieben. Lebe ich richtig, soll ich etwas verändern, und zu
welchem Preis? Muss es erst zu einer Katastrophe kommen an der
Scheide von Leben und Tod?
Film von Sylvia Koschewski
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