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Jugend des Origenes
Caesarea
Quellen
Zeittafel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Origenes
(um 185 bis ca. 254), christlicher Kirchenschriftsteller, Lehrer und Theologe.

Wirken in
Caesarea

Bald erfuhr das Leben des Origenes eine äußere, aber tief einschneidende Veränderung. Als er mit 46 Jahren wieder in Palästina weilte, wurde er in Casarea durch den Ortsbischof und den Bischof von Jerusalem zum Presbyter geweiht. Der für die Weihe eigentlich zuständige Demetrius von Alexandrien nahm dies nicht hin. Er ließ Origenes auf zwei ägyptischen Synoden ausweisen und exkommunizieren; die Leitung der Schule übernahm Heraklas. Origenes siedelte im zehnten oder zwölften Regierungsjahre des Kaisers Alexander Severus (Kap. 26), also 231 oder 233, nach Casarea über und gründete hier eine neue Schule mit einer neuen Bibliothek. Sie blühte rasch auf. Wie er hier als Lehrer und Erzieher wirkte, mag die Abschlußrede Gregors des Wundertäters vor Augen rücken.

Origenes hat ihn, so bekennt der Schüler, durch Darlegung von Gründen und durch sein persönliches Verhalten für ein Leben des Geistes und der geistigen Freiheit gewonnen. Die Philosophie, zu der er hinführte, ist die geistige und sittliche Unterstellung unter den Logos, die an das Göttliche angleicht. Fachliches Wissen dient nur als unentbehrliches Material, an dem sich der Geist übt und gegen alle bloße Meinung kritisch behaupten lernt. Hierzu leitete auch der Unterricht in der Dialektik an, der — so darf man zurückschauend sagen — den alten Kampf der Philosophie gegen die Rhetorik in der christlichen Paideia weiterführte. Im Bereich der Natur lehrte Origenes seine Schüler mit Hilfe von Mathematik, Geometrie und Astronomie, das All und die Physis nicht gedankenlos, sondern mit Einsicht zu bewundern. Die Selbständigkeit des Geistes sollten sie aber vor allem gegenüber unvernünftigen Regungen in der eigenen Seele erringen. Deshalb folgte im Unterricht auf die Physiologie die mehr praktisch als theoretisch gehaltene Ethik. Daß die Theologie den Abschluß bildete, macht deutlich, wie sich der ganze Bildungsvorgang und die Erweckung der eigenen Vernunft erst in der Erkenntnis der ersten Ursache oder des ersten Urhebers vollenden. Wie Platon lehrte auch Origenes, nicht der Mensch sei der letzte Maßstab, sondern Gott, aber er fügte hinzu: "und seine Propheten‘. In der Tat gipfelte der Unterricht in der Erklärung der heiligen Schrift. Erst hierbei erkannte Gregor die unvergleichliche Größe seines Lehrers und geistigen Vaters ganz. Er konnte sie nicht besser beschreiben als mit den Worten, der Geist, der die Propheten erfüllt habe, erfülle auch ihn, ihren größten Ausleger. Aber der Unterricht wurde nicht auf die Stoffe beschränkt, die am nächsten bei dem Ziele lagen, d. h. auf die Bibel und die Glaubenslehren, sondern er führte auch durch das ganze weite Feld der alten Philosophen und Dichter. Überall sollten die Schüler suchen, was wahr sei und förderlich; ausgeschlossen waren nur die Schriften der Gottesleugner, also vornehmlich der Epikureer, weil diese Richtung von vornherein falsch und gefährlich sei.

Gregor und sein Bruder sind aus diesem Unterricht weder als getaufte Christen noch als Fachgelehrte hervorgegangen. Das Ziel ihres Meisters war ja zugleich höher und allgemeiner: Bildung als Erkenntnis der letzten Wahrheit und freier Gehorsam ihr gegenüber. Die zurückhaltende Darstellung Gregors kann jedoch nicht verdecken, daß Origenes dieses Ziel nur in jener Wahrheit fand, die ihm allein in Jesus Christus zur Gewißheit geworden war. Den Weg dorthin konnte er über die weltlichen Wissenschaften nehmen, weil er auch außerhalb der kirchlichen Überlieferung Teile der einen Wahrheit erkannte; aber er mußte zur biblischen Exegese aufsteigen, weil er nur dort den Lagos selbst, die Verkörperung aller Wahrheit, fand. Missionierung oder Festigung des Glaubens in völliger Freiheit und auf hoher geistiger Ebene war das letzte Ziel des Lehrers Origenes. Daher verzichtete er in seinem Unterricht zwar auf ein geschlossenes dogmatisches System, bot jedoch Ansätze dazu, die Lehren der Kirche und der heiligen Schrift in philosophisch vertiefter Weise aufzufassen. Die Ähnlichkeit der Arbeitsweise zeigt, daß die Bücher ,Peri archon‘ mit seinem Unterricht innerlich zusammenhängen. Dieser war ganz geprägt von der Persönlichkeit des Lehrers. Origenes erscheint in der Rede Gregors als begnadeter Erzieher, als behutsamer Gärtner, als Seelsorger im strengen Sinne des Wortes. Ja, die Rede erinnert oft genug an die Lobrede, die in Platons ,Symposion‘ Alkibiades auf Sokrates hält. Auch Origenes fesselte widerstrebende junge Männer in wunderbarer Weise an sich, im Grunde freilich an die Weisheit. Auch er ließ nichts ungeprüft durchgehen, am allerwenigsten die Nachlässigkeit dessen, der sich nicht ernsthaft um die eigene Seele sorgte, und vollends ,,sokratisch" verfuhr er, wenn er mit seiner Dialektik dem Angesprochenen "ein Bein stellte‘, damit er der Wahrheit im Gespräch selber auf die Spur käme oder von ihr eingeholt würde.

Außerhalb seiner Schule diente Origenes der Kirche auch unmittelbar. Mehrmals unternahm er Reisen, um Vertreter theologischer Sonder-meinungen zur kirchlichen Lehre zurückzuführen. Ein erst während des Zweiten Weltkriegs gefundener Papyrus enthält noch das Protokoll über Synodalverhandlungen, in denen — wahrscheinlich zwischen 244 und 249 — der große Gelehrte häretische Gefahren zu bannen wußte. Doch blieb es ihm, der sich völlig als kirchlicher Christ fühlte, nicht erspart, zuweilen Zweifel an seiner eigenen Rechtgläubigkeit abwehren zu müssen, so z. B. in einem Brief an Bischof Fabian von Rom.

In Cäsarea entstanden auch die meisten Schriften des Origenes. Sie galten überwiegend der Schriftauslegung, die er teils in Einzelerklärungen (Scholien), teils in umfangreichen Kommentaren und im letzten Jahrzehnt seines Lebens auch regelmäßig in Homilien vor der Gemeinde darbot. Als Origenes unter Kaiser Maximinus Thrax Maßnahmen gegen die Christen in Palästina erwartete, verfaßte er eine ,Ermunterung zum Martyrium‘. Er lehnte darin das eigene Drängen zum Leiden ab, auch deshalb, weil man dadurch die Verfolger verleite, Böses zu tun; aber er ließ seine Leser nicht im unklaren darüber, daß der Christ seinen Glauben auch im Leiden zu bekennen habe. Ende. der vierziger Jahre verfaßte er acht Bücher ,Gegen Celsus‘, dessen scharfen Angriff

auf das Christentum er nach mehr als einem halben Jahrhundert noch sehr ernst nahm. Auch den Vorschlag des Celsus, die Christen möchten dem bedrohten Reiche ihre Kräfte nicht entziehen, lehnte er wegen der Verflechtung des Staates mit der heidnischen Religion ab.

Diese ein ganzes Leben hindurch eingenommene Haltung bewahrte er auch, als im Jahre 249 die erste allgemeine Christenverfolgung einsetzte. Origenes wurde eingekerkert, in Ketten gelegt und sehr hart gefoltert, doch vollstreckte man den angedrohten Feuertod nicht. Er kam wieder frei und starb wahrscheinlich im Jahre 254 in Tyrus, 69 Jahre alt.

 

Auszug aus dem Buch "Origenes, vier Bücher von den Prinzipien" aus der Reihe "Texte zur Forschung Band 24" von Herwig Görgemanns und Heinrich Karpp. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt

 

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