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Das Neue Weltbild

 

 








1-Fragestellungen
2-Konstantin
3-Nicäa-Arius
4-Arianer-Nicäaner
5-Konstantinopel
6-Streit um Origenes
7-Christologie
8-Schulen
9-Ephesus-Nestorius
10-Chalcedon
11-Ära Justinian
12-Origenes
13-Beschlüsse
14-Zusammenfassung
15- Anathematismen
ZEITDIAGRAMM

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
Kapitel 1
Theologische Fragestellungen vor dem 1. Konzil

Von den frühesten Anfängen an traten im Christentum immer wieder Strömungen auf, die sich nicht mit der überlieferten Lehre Jesu vereinbaren ließen. Teils entstanden sie in den christlichen Gemeinden selbst, teils stellten sie Vermischungen der christlichen Lehre mit anderen Religionssystemen oder Philosophien dar. So berichtet schon die Geschichte des frühen Christentums von Häresien oder Ketzereien; darunter fällt alles, was der offiziellen Lehrmeinung zuwiderläuft.

Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen "Irrlehren" zwang die Kirche, ihre Glaubenssätze klar zu formulieren, um sie gegen abweichende Meinungen abzugrenzen. Als Folge da von kam es oftmals zu Streitigkeiten innerhalb der Kirche, von denen manche nur für einen bestimmten Zeitraum von Bedeutung waren, manche aber auch einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des gesamten Christentums ausübten.

Die hauptsächlichen Streitigkeiten der ersten Jahrhunderte nach Christi Wirken entstanden aus der Frage nach dem Bringer der christlichen Botschaft. Von Anfang an galt Jesus den Christen als der Sohn Gottes; sie beteten ihn als Herrn (Kyrios) an. Die Taufe wurde, seinem Auftrag gemäß, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes vollzogen. Lag in dieser Dreiheit nicht ein Widerspruch zu dem strengen Monotheismus, der dem Judentum wie dem Christentum als unumstößlicher Glaubensinhalt galt? Besondere Bedeutung gewann diese Frage im 2. Jahrhundert, als die Kirche zu den Häresien der Judaisten und der Gnostiker Stellung nehmen musste:

a) Die Judaisten waren Judenchristen, die starr am mosaischen Gesetz festhielten. Jesus erkannten sie nicht als Sohn Gottes an; er war für sie nur ein besonderer Mensch. Gemäßigte Gruppen unter ihnen hielten lediglich eine wunderbare Geburt (aus der Jungfrau und dem Heiligen Geiste) für möglich. Schon im 1.Jahrhundert hatte sich ein Teil der strengeren Judenchristen von der Kirche getrennt.

Die in der Kirche verbleibenden Judenchristen hatten sich bis zum Ende des 2. Jahrhunderts in verschiedene Richtungen aufgespalten.

b) Die gnostische Lehre gab es schon in der vorchristlichen Zeit; sie vereinigte in sich hellenistische und orientalische Strömungen (Gnosis — Erkenntnis). Bereits im 1. Jahrhundert traten Vermischungen von Gnostizismus und Christentum auf, die im 2.Jahrhundert noch größere Verbreitung erfuhren. Eine Nachwirkung zu Anfang des 3. Jahrhunderts stellt der Manichäismus, die persische Gnosis, dar.

Innerhalb des Gnostizismus waren verschiedene Lehren vertreten. Sie versprachen höhere Erkenntnis, als der christliche Glaube allein sie bieten könne. Außerdem enthielten sie die Idee des Dualismus, gleichbedeutend mit einem Gegensatz Gott—Materie; letztere wurden entweder als Chaos bezeichnet oder als Prinzip des Bösen schlechthin.

Über die Menschwerdung Jesu gibt es im Gnostizismus zwei Ansichten: Entweder kommt der Erlöser in einem Scheinleib auf die Erde, der also nicht unserem menschlichen Körper entspricht, oder:

Christus, der Logos, verbindet sich erst bei der Taufe mit dem Menschen Jesus und verbleibt dort bis zu seinem Leiden.

Die Kirche musste nun eine Antwort darauf finden, wie sich die Gottheit des Sohnes mit der Einheit Gottes vereinbaren lasse.

Einige Kirchenschriftsteller des ausgehenden 2. und des 3. Jahrhunderts (Justinus aus Samaria; Theophilus von Antiochien; Tertullian; Hippolyt; Origenes) knüpften dabei an die Ausführungen des Juden Philo von Alexandria (25v. Chr. bis 39 n. Chr.) an, die folgende Erklärung bieten:

"Der göttliche Logos ist die höchste Vernunft, die teils als bloße unpersönliche, im göttlichen Wesen beschlossene Eigenschaft betrachtet wird (Lagos endiathetos), teils aber auch und vorzugsweise als durch das göttliche Sprechen aus dem Schoße der Gottheit heraustretend und sofort in persönlicher Verschiedenheit von Gott für sich bestehend erscheint (Logos porphonkos). Er ist die vollendetste Offenbarung Gottes, der Inbegriff aller göttlichen Kräfte und Kundgebungen, Vermittler zwischen Gott und Welt, Abbild des Vaters, Sohn Gottes, der zweite Gott, Erzengel, Weisheit."‘

Daraus ergaben sich nun weitere Überlegungen: Wenn der Lagos erst bei der Erschaffung der Welt durch einen Willensakt des Vaters zur Person geworden ist, so muss der Sohn dem Vater untergeordnet sein. So entstand die Idee des Subordinanianismus. Vorläufig war dadurch weder der Glaube an die Gottheit des Sohnes noch an die Einheit Gottes gefährdet.

Ende des 2.Jahrhunderts und im 3.Jahrhundert gewann eine Gruppe von Christen Einfluss, die vor allem die Einheit Gottes in den Vordergrund stellten und alles bekämpften, was dieser Einheit zu widersprechen schien. Sie nannten sich Monarchianer (monarchia = Einheit). Eine einheitliche Lehre besaßen sie nicht; einige von ihnen hielten Jesus für einen begnadeten Menschen, durch den Kraft und Weisheit Gottes auf besondere Weise wirkten (in abgeschwächtem Maße sei dies auch bei Moses und den Propheten der Fall gewesen); andere waren zwar von der Gottheit Jesu überzeugt, meinten aber, es sei der Vater gewesen, der auf die Erde gekommen sei; sie erklärten dies mit den verschiedenen Offenbarungsweisen (modi), die dem Vater zu eigen seien.

Anfang des 3. Jahrhunderts bekam eine Richtung innerhalb des Monarchianismus besondere Bedeutung, der Sabellianismus, der erstmals den Heiligen Geist in die Überlegungen mit einbezog. Sabellius aus Libyen lehrte, es gebe nur eine göttliche Person; diese habe drei Wirkungsarten, die er mit Prosopa bezeichnete. Prosopa kann heißen: Schauspieler-Rolle oder Schauspieler-Maske, aber auch Person — dadurch entstand eine gewisse Verwirrung über den eigentlichen Inhalt seiner Lehre. Sabellius verglich die drei Wirkungsmöglichkeiten Gottes mit Körper, Seele und Geist beim Menschen. Gott wirke als Vater in der Gesetzgebung, als Sohn in der Menschwerdung, als Heiliger Geist in der Heiligung. Sohn und Heiliger Geist könnten sich nach Erfüllung ihrer Aufgaben wieder im Vater auflösen.

Da einige Gruppen der Monarchianer die Trinität leugneten und andere Gruppen nicht an die Gottheit des Sohnes glaubten, wurden sie auf mehreren Synoden insgesamt aus der Kirche ausgeschlossen. Als einer ihrer Gegner auf den Synoden trat u. a. Origenes auf, der entschieden die Trennung Gott Vater - Gott Sohn - Gott Heiliger Geist lehrte.

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