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Das Neue Weltbild

 

 

 

 

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

 

 

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

 








1-Fragestellungen
2-Konstantin
3-Nicäa-Arius
4-Arianer-Nicäaner
5-Konstantinopel
6-Streit um Origenes
7-Christologie
8-Schulen
9-Ephesus-Nestorius
10-Chalcedon
11-Ära Justinian
12-Origenes
13-Beschlüsse
14-Zusammenfassung
15- Anathematismen
ZEITDIAGRAMM

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
Kapitel 8
Die gegensätzlichen theologischen Schulen von Alexandrien und Antiochien und ihre Bedeutung im christologischen Streit

8.1 Die Katechetenschule von Alexandrien
8.2 Die Exegetenschule von Antiochien (Exegese — Schriftauslegung)

Der trinitarische Streit hatte sich nun zum christologischen Streit ausgeweitet. Bisher formulierte die Kirche als bindende Lehrmeinung:

  • Der Sohn ist dem Vater wesensgleich und damit wahrer Gott (gegenüber den Arianern);

  • der Logos ist wahrhaft Mensch geworden (gegenüber den Arianern und Apollinaris).

Noch war keine Aussage darüber gemacht worden, in welchem Verhältnis göttliche und menschliche Natur in Christus zueinander stünden. Während der christologischen Streitigkeiten bildeten sich dann zwei extrem einander widersprechende Meinungen aus, die einen tiefen Zwiespalt in der Christenheit verursachten. Zwar war die christologische Frage erstmals durch die Arianer und Apollinaris offen zutage getreten; doch die Voraussetzungen dafür waren schon seit langer Zeit vorhanden:

Großen Einfluss auf die Entwicklung der Glaubenslehre übten zwei theologische Schulen aus. Diese hatten eine unterschiedliche Arbeitsweise und kamen auch zu gegensätzlichen Ergebnissen.

 

8.1 Die Katechetenschule von Alexandrien

 

Als erste bekannte Lehrer wirkten dort Pantanus von Sizilien (ca. 180-200) und Clemens von Athen (ca. 190-203). Dessen Nachfolger war Origenes, der größte Theologe der griechischen Kirche. Im 4.Jahrhundert lehrte dort Didymus der Blinde (bereits in Kapitel VI genannt). Besondere Bedeutung für den christologischen Streit bekam Cyrill, der zu Anfang des 5. Jahrhunderts dort unterrichtete und im Jahre 412 Patriarch von Alexandrien wurde.

In dieser Schule wurde das platonische Denken gepflegt — beeinflusst von den Lehren des Juden Philo (s. Kapitel 1) und vom Neuplatonismus.

Zum Verständnis der Heiligen Schrift bediente man sich dort allegorisch-mystischer Erklärungen: Das Erkennen sollte über den wörtlichen Sinn hinausgehen.

In der alexandrinischen Schule wurde eine innige Verbindung von göttlicher und menschlicher Natur in Christus gelehrt. Cyrill, der von der ,,einen Natur des fleischgewordenen Logos" sprach, wählte zur Verdeutlichung folgendes Bild: "Die göttliche Natur durchdringt die menschliche wie das Feuer eine glühende Kohle oder ein brennendes Stück Holz".

Dies trug ihm den Vorwurf ein, er ließe in seiner Lehre die menschliche Natur in der göttlichen aufgehen, bzw. er wurde die beiden Naturen miteinander vermischen (letzteres wurde mit dem griechischen Ausdruck Synkrasis bezeichnet).

Ein ähnliches Bild wie bei Cyrill findet sich bereits bei Origenes, in seinem Werk "De principiis", II, 6, 5—6 .

Aus diesem Bild wird eines deutlich: Origenes nimmt zwar an, dass in Christus eine "menschliche Vernunftseele" war (im Gegensatz zu Apollinaris, s. Kapitel VII, 2), dass diese aber — durch einen einmaligen festen Entschluss zum Guten keine Entscheidungsmöglichkeit zum Bösen mehr hatte. "Das göttliche Feuer selbst" durchdrang alles, war somit das Bestimmende in Christus.

Die ,,menschliche Vernunftseele", von der Origenes hier spricht, ist also doch etwas anderes als die, welche einem Menschen zu eigen ist. Ein weiteres Bild zeigt dies ebenfalls: Sie war ,,Gefäß" für den Logos.

Origenes vertritt also die ,,Ein-Natur-Lehre". In dem Werk ,,De principiis" finden sich auch Anklänge an die "Zwei-Naturen-Lehre". Basil Studer bezweifelt jedoch die Echtheit der betreffenden Stellen (s. dazu auch Kapitel 12. 2).

 

8.2
Die Exegetenschule von Antiochien (Exegese — Schriftauslegung)

Begründer dieser Schule war Lucian von Antiochien (gest. 312). Er stand auf der ,,origenistischen Linken" und lehrte einen strengen Subordinatianismus (s. Kapitel 1 und 3); aus seiner Schule war Arius hervorgegangen. Die Antiochener waren dem Stoizismus zugetan und pflegten das aristotelische Denken. Zur Schriftauslegung bedienten sie sich der buchstäblichen, grammatisch-historischen Erklärung und standen deshalb im Rufe des Rationalismus.

Für Diodor von Tharsus (gest. 392) war das Menschsein Christi so sehr in den Vordergrund getreten, dass er nur mehr eine moralische Verbindung zwischen Gott und Christus anerkannte. Dieser Auffassung folgte auch Theodor von Mopsuestia (352—428). Beide trennten göttliche und menschliche Natur in Christus so sehr voneinander, dass sie — bezogen auf Christus — von zwei Söhnen Gottes sprachen. Nestorius trug diese Lehrmeinung — noch um einiges verschärft — durch seine Predigten in die Öffentlichkeit; ab dem Jahre 428 war Nestorius Bischof von Konstantinopel.

Die Antiochener verwendeten verschiedene Bilder, um ihre Anschauung darzulegen: Der göttliche Logos wohnt in dem Menschen Jesus wie in einem Tempel oder einem Kleid; die Verbindung gleicht der zwischen Mann und Frau in der Ehe; oder: göttliche und menschliche Natur in Christus verhalten sich zueinander wie die Götterstatue zum Tempel.

Im 5. Jahrhundert waren es nicht nur die beiden verschiedenen Lehrmeinungen von Alexandrien und Antiochien, die aufeinanderprallten. Es spielten noch alte Rivalitaten und Feindschaften dabei eine Rolle:

Cyrill war Patriarch von Alexandrien, Nestorius Patriarch von Konstantinopel. Da Alexandrien Hort der Wissenschaften war und Konstantinopel Kaiserresidenz, waren beide Städte auf ihren Einfluss und ihre Bedeutung bedacht.

Außerdem war das Verhältnis zwischen Alexandrien und Konstantinopel empfindlich durch die Auseinandersetzungen zwischen Theophilus und Johannes Chrysostomus (s. Kapitel VI, b) getrübt worden. Zwischen Cyrill (Neffe und Nachfolger des Theophilus) und Nestorius war also — aus mehreren Gründen — eine heftige Gegnerschaft zu erwarten.

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