7.1
Der Arianismus
Für die Arianer war der Sohn Gottes ein
Geschöpf des Vaters und nicht mit diesem wesensgleich. Diese These bildete den
Hauptgegenstand der Auseinandersetzungen mit dem Arianismus. Ein anderer Punkt dieser
Lehre, der zuerst nur wenig beachtet wurde, sollte später noch Bedeutung erlangen:
Die Arianer,,. . verstümmelten auch die
Menschheit Christi, indem sie dem Erlöser die menschliche Seele absprachen, ihn nur einen
unbeseelten Leib annehmen ließen. Die Äußerungen des Seelenlebens Christi sollten auf
den Logos selbst zurückgehen und ihn damit als veränderlich und geschöpflich
erweisen." Damit war der Grund zum christologischen Streit gelegt: Es war die
Frage nach dem Verhältnis von göttlicher zu menschlicher Natur in Christus, die in den
kommenden Jahrhunderten Anlass für erbitterte Glaubenskämpfe gab.
Die Lehre der Arianer war insgesamt auf dem
Konzil zu Konstantinopel im Jahre 381 (s. Kapitel V) verurteilt worden.
7.2
Apollinaris
von Laodicea
Bischof Apollinaris von Laodicea (gest. ca. 390) galt als Gegner des Arianismus. Die
Meinung der Arianer über die Menschwerdung Christi, die der kirchlichen Lehrmeinung
widersprach, veranlasste ihn jedoch, dieser Frage weiterhin nachzugehen.
Er kam zu folgendem Ergebnis: Da Jesus ohne
Sünde lebte, könne er keine menschliche Natur besessen haben, die der unseren ähnlich
ist. So sei in ihm auch keine "höhere, vernünftige Seele" oder kein ,,Geist
(griech.: Nous)" gewesen; "der Logos habe....unser Fleisch und eine animalische
Seele angenommen, aber an Stelle des Geistes sei er selbst als hegemonisches Prinzip
getreten." 13
Seiner Meinung nach konnten nicht zwei
"Naturen" (ein göttliche und eine menschliche) in Christus existieren, da für
ihn "Natur" so viel bedeutete wie ,,Person".
Von Apollinaris wurden nur wenige Schriften
unverfälscht überliefert. Zur Verdeutlichung des oben Gesagten einige Stellen daraus:
,,Es ist unmöglich, dass in einem und
demselben (Subjekt) zwei Vernunft- und Willensträger zusammen bestehen, wenn anders nicht
einer dem anderen widerstreiten soll zufolge seines eigenen Wollens und seiner
Eigentätigkeit. Folglich hat der Logos nicht eine menschliche Seele angenommen, sondern
nur den Samen Abrahams; denn den Tempel des Leibes Jesu bildete im voraus der unbeseelte,
vernunft- und willenlose Tempel Salomos ab." (Aus der 1. Rede "Über die
Henosis") 14 "Es macht uns aber lebendig Christi Fleisch wegen der mit ihm
wesenhaft verbundenen Gottheit; was aber lebendig macht, ist göttlich; göttlich ist also
das Fleisch, weil es mit Gott in Verbindung getreten ist; und dieses rettet, wir aber
werden gerettet, weil wir an ihm wie an einer Speise teilhaben.... Der Leib Christi ist
nicht (wie der unsere) ein Leib des Todes, sondern des Lebens; also ist das Göttliche
nicht eines Wesens mit dem Menschlichen." (Aus dem Syllogismen.Fragment)
Im Jahre 388 wurden die Anhänger dieser
Lehre von Kaiserin Theodosius verbannt, nachdem Papst Damasus auf mehreren Synoden sein
Verdammungsurteil ausgesprochen hatte. Die Lehre des Apollinaris wirkte aber dennoch
weiter; sie enthielt Grundlagen des Monophysitismus und sollte auf diese Weise noch große
Bedeutung erlangen.
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