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Das Neue Weltbild

 

   

 

 

 

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

 

 








1-Fragestellungen
2-Konstantin
3-Nicäa-Arius
4-Arianer-Nicäaner
5-Konstantinopel
6-Streit um Origenes
7-Christologie
8-Schulen
9-Ephesus-Nestorius
10-Chalcedon
11-Ära Justinian
12-Origenes
13-Beschlüsse
14-Zusammenfassung
15- Anathematismen
ZEITDIAGRAMM

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 

Kapitel 6
Der erste origenistische Streit

(Ende 4. Jahrhundert- Anfang 5. Jahrhundert)

Origenes aus Alexandria (185—254), war einer der einflussreichsten Theologen des frühen Christentums. Leben und Lehre des Origenes haben wir in besonderen Büchern dargestellt. (Die Anhänger seiner Lehre wurden Origenisten genannt.) Origenes unterscheidet klar die drei Personen Gottes; Sohn und Heiliger Geist werden dem Vater untergeordnet. Aus diesem Grund bezeichnet man ihn oft als geistigen Vater des Arianismus. Die Lehre des Origenes ist jedoch nicht mit dem Arianismus gleichzusetzen. Das geht u. a. auch daraus hervor, dass beide sich befehdende Parteien auf Ausführungen des Origenes Bezug nehmen. So benützt z. B. Didymus der Blinde aus Alexandrien (gest. 398) die Lehre des Origenes, um die Richtigkeit der Beschlüsse von Nicäa zu beweisen.

Im Weltbild des Origenes haben auch die Präexistenz der Seelen und die Reinkarnation einen festen Platz; doch dieser Teil seiner Lehre sollte erst später Bedeutung erlangen (s. Kapitel 12 und XIII).

Trotz mancher Anfeindungen stand die Lehre des Origenes in den ersten Jahrhunderten in hohem Ansehen. ,,Bis zum Ende des 4. Jahrhunderts äußerte sich die Mehrzahl der Stimmen in der Kirche für den berühmten Alexandriner." Noch Papst Siricius (384—399) hatte nichts gegen den Origenismus einzuwenden, was ihm Vorwürfe aus den Reihen der Gegner des Origenes einbrachte.

Dass am Ende des 4. Jahrhunderts Streitigkeiten größeren Umfanges um den Origenismus ausbrachen, lässt sich in der Hauptsache als Folgeerscheinung der vorausgegangenen trinitarinschen Kämpfe erklären. Seinen Ausgangspunkt nahm der Streit in Ägypten. Neben Mönchen, die sich den Schriften des Origenes widmeten, lebten in Ägypten auch Mönche, die wenig Bildung besaßen und sich den christlichen Gott in menschlicher Gestalt und mit einem materiellen Körper vorstellten: die Anthropomorphiten. Diese bekämpften die Lehre des Origenes, da sie ihrer eigenen Ansicht völlig zuwiderlief. Mit ihnen befreundet — wenn auch nicht mit ihnen gleicher Meinung — war Bischof Epiphanius aus Constantia (gest. 403), der bereits als Urheber der Glaubensformel von Konstantinopel im Jahre 381 (s. Kapitel V) genannt wurde.

Soweit die Vorgeschichte.

Die eigentlichen großen Streitigkeiten lassen sich in zwei Abschnitte einteilen:

a) Epiphanius von Salamis stellte von 374 bis 377 ein Ketzerverzeichnis zusammen, das als sogenannter ,,Arzneikasten" (griech.: "Panarion") bekannt wurde. Dort wurde auch Origenes als Ketzer aufgeführt.

Epiphanius geriet auf einer Reise durch Palästina (um 390) in Streit mit Bischof Johannes von Jerusalem, einem begeisterten Anhänger des Origenes. Johannes ging in seinen Predigten gegen die Anthropomorphiten vor, Epiphanius gegen die Origenisten.

Als eifriger Verteidiger des Origenes trat Rufinus aus Aquileja (gest. 410) auf, der einige seiner Werke ins Lateinische übersetzte (s. Kapitel 12, 2).

Ein anderer Übersetzer des Origenes war Hieronymus (gest. 420; Verfasser der lateinischen Bibelübersetzung, der Vulgata). Dieser hatte zwar Origenes sehr geschätzt, war aber nun sehr darauf bedacht, nicht selbst in den Ruf eines Ketzers zu kommen; deshalb ging er auf die Seite des Epiphanius über. Bedeutende Argumente für die Lehre des Origenes lieferte Didymus der Blinde (310-395), Theologe an der alexandrinischen Katechetenschule und Lehrer des Rufinus.

Der Streit nahm nun immer größere Ausmaße an.

Papst Anastasius 1. (399—401) verwarf zwar— im Gegensatz zu seinem Vorgänger — ein Hauptwerk des Origenes ("De principiis"), sprach aber dennoch kein Verdammungsurteil aus.

In dieser ersten Phase der Streitigkeiten war es Bischof Theophilus aus Alexandrien (385—412) teilweise gelungen, zu vermitteln.

b) Als die Anthropomorphiten unter Gewaltandrohung in Alexandrien einzogen, wechselte Theophilus die Partei. Um das Jahr 400 entschied er auf mehreren Synoden gegen die Origenisten und bedrohte sie mit dem Bann.

Die bekanntesten origenistischen Mönche waren: Euagrius Pontikus und die vier "langen Brüder" Dioskurus, Ammonius, Eusebius und Euthymius.

Das Verhalten des Theophilus löste in Ägypten eine Verfolgungswelle aus. 300 origenistische Mönche flohen nach Palästina; 50 von ihnen zogen weiter nach Konstantinopel. Der dortige Bischof Johannes Chrysostomus (der als bedeutendster Prediger der griechischen Kirche gilt) gewährte ihnen Asyl, was aber Theophilus und Epiphanius zu erneutem Vorgehen gegen die Origenisten veranlasste. Sie erhoben auch gegen Johannes Chrysostomus Anklage, da er ihrer synodalen Verurteilung des Origenes nicht zustimmte. Es folgten langwierige Auseinandersetzungen. Papst Innozenz I. sicherte zwar Johannes Chrysostomus seine Unterstützung zu; aber die Gegenpartei war mächtiger: Die endgültige Verurteilung des Johannes Chrysostomus durch Kaiser Arkadius ist nicht zuletzt der Kaiserin Eudoxia zuzuschreiben, die sich von Johannes Chrysostomus gekränkt fühlte. Dieser wurde in die Verbannung geschickt, wo er im Jahre 407 verstarb. Diese Vorgänge hatten die allgemeinen Sympathien für den Origenismus noch verstärkt. Auch Theophilus musste dem Rechnung tragen und duldete fortan die Origenisten.

 

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