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Das Neue Weltbild

 

 

 

 

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

 

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

 

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

   

   

  

 

 

 

 








1-Fragestellungen
2-Konstantin
3-Nicäa-Arius
4-Arianer-Nicäaner
5-Konstantinopel
6-Streit um Origenes
7-Christologie
8-Schulen
9-Ephesus-Nestorius
10-Chalcedon
11-Ära Justinian
12-Origenes
13-Beschlüsse
14-Zusammenfassung
15- Anathematismen
ZEITDIAGRAMM

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
Kapitel 10
Anfänge der monophysitischen Wirren und das 4. ökumenische Konzil zu Chalcedon (451)

Das Glaubensbekenntnis von Ephesus gab bald Anlass zu erneuten Auseinandersetzungen. Die bindende Lehrmeinung war nun die von den zwei Naturen Christi (Dyophysitismus). Daran nahm die alexandrinische Schule großen Anstoß. Was man dort als Meinung vertrat, lautete:

Wenn man von zwei Naturen Christi spreche, so sei dies nur vor der Menschwerdung berechtigt; nach der Menschwerdung jedoch sei die menschliche Natur in die göttliche verwandelt worden, in ihr aufgegangen; der Leib Christi gleiche also nicht unserem menschlichen Körper, denn er sei ja vergöttlicht worden. Der Erlöser habe also nur eine Natur besessen (Monophysitismus).

Daher galt den strengen Monophysiten das Bekenntnis von Ephesus als nestorianisch und damit als häretisch.

Als Eutyches, ein Klostervorsteher in Konstantinopel, offen die monophysitische Meinung vertrat, wurde er im Jahre 448 auf einer Synode in Konstantinopel von dem dortigen Patriarchen abgesetzt und exkommuniziert. Als Eutyches dagegen protestierte, zog der Streit weite Kreise. Eutyches wurde vor allem vom Nachfolger Cyrills, Dioskur (Patriarch von Alexandrien), unterstützt.

Schließlich griff Papst Leo 1. (440—461) ein und nahm in einem Lehrbrief vom 13.6.449 Stellung zu den beiden Naturen Jesu. Es heißt darin u. a.:

,Jede Natur nämlich bewahrt ihre Eigentümlichkeit unversehrt. So tritt denn der Sohn Gottes in diese Welt ein und steigt von seinem himmlischen Thron herab, ohne dabei die Herrlichkeit seines Vaters zu verlassen... Derselbe, der wahrer Gott ist, ist zugleich wahrer Mensch... Wie Gott nicht verändert wird durch sein Erbarmen (in der Erniedrigung), so wird auch der Mensch (in Jesus Christus) durch die (göttliche) Würde nicht verschlungen. Jede der beiden Naturen (,Gestalten‘) vollbringt (vielmehr) in Gemeinschaft mit der anderen, was ihr eigentümlich ist. - . . Wegen dieser Einheit der Person also, die man sich bei den beiden Naturen denken muss, steht geschrieben, der Menschensohn sei vom Himmel gestiegen (vgl.Joh. 3, 13), während es doch der Gottessohn war, der von der Jungfrau, aus der er geboren wurde, Fleisch angenommen hat; und wiederum wird gesagt, der Sohn sei gekreuzigt worden und begraben, während er doch - . - in der Schwachheit seiner menschlichen Natur gelitten hat. ".

Damit hatte der Papst der alexandrinischen Schule eine klare Absage erteilt.

Dioskur versuchte mit allen Mitteln, dies rückgängig zu machen. Auf sein Betreiben berief Kaiser Theodosius II. für das Jahr 449 ein allgemeines Konzil nach Ephesus ein. Dioskur führte den Vorsitz, der päpstliche Legat mußte sich mit der zweiten Stelle begnügen. Dioskur wurde von seinen Mönchen und vom kaiserlichen Militär unterstützt; die Soldaten schreckten nicht vor rohesten Gewaltanwendungen zurück.

Auf diese Weise wurde Eutyches rehabilitiert; die Lehre von den beiden Naturen Christi wurde verworfen, die Schriftstücke des Papstes nicht einmal vorgelesen. Die 135 Konzilsväter wurden unter Androhung von Misshandlungen gezwungen, ihre Unterschrift zu geben — teilweise auf leere Blätter. Eine Reihe von Bischöfen, die des Nestorianismus verdächtigt wurden, setzte Dioskur ab; u. a. waren dies: Theodoret von Cyrus (bereits in Kapitel 9. Genannt), Domnus von Antiochien und Ibas von Edessa.

Diese Synode ging als Räubersynode in die Geschichte ein; sie hatte allerseits Widerspruch erregt, und Papst Leo 1. versuchte Kaiser Theodosius noch im selben Jahr zu bewegen, eine neue allgemeine Synode einzuberufen, jedoch ohne Erfolg.

Nachfolger Theodosius‘ II. war General Marcian, der die Schwester des Kaisers, Pulcheria (s. Kapitel 9), geheiratet hatte und so zum Kaiser wurde (450—457); er berief für das Jahr 451 ein allgemeines Konzil ein. Es sollte zuerst in Nicäa stattfinden, wurde jedoch vor der Eröffnung nach Chalcedon verlegt. Dieses Konzil weist von allen Konzilien im Altertum die höchste Teilnehmerzahl auf: etwa 600, davon 5 Abendländer.

Die Synoden von 325, 381 und 431 wurden als ökumenische Synoden bestätigt, die Beschlüsse der Räubersynode von 449 für ungültig erklärt. Dioskur wurde abgesetzt und vom Kaiser — ebenso wie Eutyches — in die Verbannung geschickt. Die beiden Antiochener Theodoret von Gyrus und Ibas von Edessa wurden voll rehabilitiert (Domnus von Antiochien war bereits gestorben).

Das Glaubensbekenntnis von Chalcedon hatte den Lehrbrief Leos 1. zur Grundlage und lautete:

"Den heiligen Vätern folgend, lehren wir alle übereinstimmend, als einen und denselben Sohn unseren Herrn Jesus Christus zu bekennen. Derselbe ist vollkommen in der Gottheit und derselbe vollkommen in der Menschheit, zugleich wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch aus Vernunftseele und Leib, mit dem Vater wesenseins der Gottheit nach und zugleich mit uns wesenseins der Menschheit nach, in jeder Hinsicht uns ähnlich, ausgenommen die Sünde. Vor den Zeiten aus dem Vater geboren der Gottheit nach, ist derselbe am Ende der Tage um unseretwillen und unseres Heiles wegen aus Maria der Jungfrau, der Gottesgebärerin, der Menschheit nach hervorgegangen. Wir bekennen ihn, als einen und denselben Christus, Sohn, Eingeborenen, in zwei Naturen unvermischt, unverwandelt, ungetrennt, ungesondert erkannt, wobei keineswegs die Verschiedenheit der Naturen um der Einung willen aufgehoben wird, sondern die Eigentümlichkeit einer jeden Natur erhalten bleibt und sich zu einer Person (griech.: Prosopon) und einer Hypostase verbindet. Wir bekennen ihn nicht als in zwei Personen gespalten und getrennt, sondern als einen und denselben Sohn, Eingeborenen, Gott, Logos, Herrn, Jesus Christus, wie vorzeiten die Propheten über ihn und dann er, Jesus Christus, selbst uns unterwiesen haben und wie es das Symbol der Väter uns überliefert hat."

Damit war sowohl der Nestorianismus als auch der Monophysitismus verurteilt worden. (Gegen die Nestorianer gerichtet war: "ungetrennt, ungesondert", gegen die Monophysiten: "in zwei Naturen unvermischt, unverwandelt".)

 

Nachwirkungen des Konzils

Die Konzilsbeschlusse stießen auf den erbitterten Widerstand der Monophysiten. Das geht zum Beispiel aus dem Glaubensbekenntnis des Monophysiten Philoxenus von Mabbug (gest. 523) hervor:

,,Wir verdammen das Konzil von Chalcedon, weil es in dem einen Herrn Jesus Christus, dem einziggeborenen Sohn Gottes, eine Unterscheidung vornimmt in Naturen, Attribute und Tätigkeiten, in himmlische und irdische Merkmale, göttliche und menschliche Eigenschaften. Es sieht ihn an, als sei er zwei, und führt so die Vorstellung von vier (Personen in die Dreieinigkeit) ein. Es betet einen gewöhnlichen Menschen an, und in jeder Einzelheit umschreibt es ihn als ein Geschöpf; es stimmt mit dem verderblichen Nestorius überein, der verflucht und zur Vernichtung bestimmt ist. Aus diesem und vielen ähnlichen Gründen haben wir das Konzil von Chalcedon verdammt und werden es stets verdammen."

Die Monophysiten hatten zwar eine gemeinsame Grundidee, zerfielen aber in viele Splittergruppen. Neben extremen Monophysiten gab es solche, die die Entscheidungen von Chalcedon deshalb nicht anerkannten, weil sie in ihren Augen dem Nestorianismus keine eindeutige Absage erteilt hatten.

Es gab auch Gruppen, die den Leib Christi (vor der Auferstehung) nicht als vergöttlicht betrachteten; ihrer Meinung nach habe Christus zwar eine (zusammengesetzte) Natur besessen; aber dies sei genauso wie beim Menschen zu erklären, bei dem sich ja auch Leib und Seele vereinigt haben. Einige Gruppen hielten den Leib Christi für unverweslich, manche auch für nicht erschaffen.

Die Monophysiten in ihrer Gesamtheit stellten nun einen gefährlichen Unruheherd im Reich dar. Oftmals verbanden sich mit den religiösen Motiven auch politische Bestrebungen (vor allem in Syrien und Ägypten), die auf eine Loslösung vom Reich abzielten.

Unter Einsatz aller Mittel brachten die Monophysiten die Patriarchate Alexandrien, Antiochien und Jerusalem in ihre Gewalt. Kaiser Leo 1. (457—474) setzte die Monophysiten zwar wieder ab, was jedoch ihrer Machtentfaltung nur kurzzeitig Einhalt gebot. Bald hatten sie viele Bischofssitze in ihren Händen und erhielten nach dem Tode Leos 1. Unterstützung von dem Usurpator Basiliskus (475—476). Dieser erließ als erster christlicher Kaiser ein Glaubensedikt; darin wurde sowohl der Lehrbrief des Papstes Leo I. als auch das Glaubensbekenntnis von Chalcedon anathematisiert (verdammt); 500 morgenländische Bischöfe leisteten ihre Unterschrift. Allen Gegnern wurden Strafen angedroht.

Basiliskus wurde im Jahre 476 von Kaiser Zeno (474—471) besiegt. Dieser versuchte, den Religionsfrieden im Reich wiederherzustellen. Im Jahre 482 gab er ein Religionsgesetz (das "Henotikon") heraus; Patriarch Akacius von Konstantinopel hatte es in Übereinkunft mit dem Patriarchen Petrus Mongus von Alexandrien, einem Monophysiten, formuliert. Es beschwor jedoch nur erneute Streitigkeiten herauf, da es weder für die eine, noch für die andere Partei annehmbar war; es hatte das Konzil von Chalcedon indirekt verworfen — das war für die Monophysiten zu wenig, für die Dyophysiten zu viel.

Die Auseinandersetzungen mit Rom, die sich als Folge des Henotikon ergaben, endeten damit, dass Papst Felix II. (483 bis 492) den Bann über Akacius aussprach. Dies war der Anlass für eine Kirchenspaltung zwischen Rom und Konstantinopel, das Akacianische Schisma (484—519). In dieser Zeit breitete sich der Monophysitismus im Orient noch mehr aus. Kaiser Anastasius (491—518), der die Monophysiten begünstigte, gelang es nicht, wieder eine Versöhnung mit Rom herbeizuführen; dies erreichte erst Kaiser Justin (518—527). Alle Bemühungen, die Monophysiten wieder in die Kirche zurückzuführen, hatten nicht den erhofften Erfolg (s. auch Kapitel 11). Der Monophysitismus blieb als selbständige Lehre bestehen; häufig verband sich damit auch eine kulturelle Loslösung vom Griechentum. So bildeten sich in einigen Ländern nationale Kirchen aus, die teilweise auch heute noch bestehen, zum Beispiel in Ägypten (die Kopten), in Syrien (die Jakobiten), außerdem in Armenien, Mesopotamien, Abessinien.

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