Auch nach dem Konzil von Nicäa bildeten
die Arianer eine mächtige Partei, die besonders von Konstantins Schwester, Konstantia,
unterstützt wurde. So bestand der Arianismus vor allem in Hofkreisen weiter; auch manche
Origenisten (Anhänger der Lehre des Origenes) duldeten oder förderten ihn.
Kaiser Konstantin, der niemals tief in
theologische Fragen eingedrungen war, erlaubte im Jahre 328 dem Arius, wieder aus der
Verbannung heimzukehren. Die beiden ehemals mit ihm zusammen verbannten Bischöfe
erhielten ihre Bischofssitze wieder. Mehr und mehr wurden die Führer der nicäanischen
Partei von ihren Bischofssitzen verdrängt. Athanasius aus Alexandria (s. Kapitel III)
wurde von Arianern verleumdet und im Jahre 335 vom Kaiser in die Verbannung geschickt.
Auf Befehl des Kaisers sollte Arius im
Jahre 336 wieder in die Kirche aufgenommen werden; alles war bereits für dieses
feierliche Ereignis vorbereitet; doch Arius verstarb plötzlich, als er in Konstantinopel
einzog. Ein Jahr später, 337, starb auch Kaiser Konstantin. Kurz vor seinem Tode
ließ er sich noch taufen, und zwar von einem arianischen Bischof.
Nach dem Tode Konstantins wurden der
östliche und der westliche Teil des Reiches getrennt verwaltet. Die nun folgende Zeit war
geprägt von gegenseitigen Anklagen der nicäanischen Partei und der Arianer, von
Verleumdungen, Absetzungen und Verbannungen. Es traten verschiedene Synoden zusammen, die
ihre Beschlüsse gegenseitig verwarfen.
Dies alles fiel bereits teilweise in die
Regierungszeit von Konstantins Nachfolger im Ostreich, Kaiser Konstantius (337361),
der ebenfalls die Arianer begünstigte. Die Streitigkeiten zwischen den Nicäanern und den
verschiedenen arianischen Gruppen mit ihren voneinander abweichenden Meinungen nahmen
Ausmaße an, die sich kaum mehr überblicken ließen.
Verschiedene Glaubensformeln (vier
antiochenische Formeln von 341 und vier sirmische Formeln von 35 1/359) sollten den
Konflikt beseitigen, bekämpften aber alle mehr oder weniger den Begriff
"homousios". Papst Liberius, der zeitweise in der Verbannung leben
musste,
durfte erst wieder nach Rom zurückkehren, als er im Jahre 358 die 3. sirmische Formel
unterschrieb.
Immer mehr tat sich eine Kluft zwischen dem
Morgenland und dem Abendland auf: Der Papst und die abendländischen Bischöfe kämpften
für die Beschlüsse von Nicäa, der Kaiser und die morgenländischen Bischöfe für den
Arianismus.
In welcher Lage sich die Kirche nun befand,
zeigt ein Ausspruch des Kaisers Konstantius: "Was ich will, muss als Kirchengesetz
gelten."
Kaiser Konstantius machte zweimal den
Versuch, endgültige Beschlüsse durch eine ökumenische Synode zu erzielen; beiden
Synoden blieb jedoch die ökumenische Anerkennung versagt:
a) Die im Jahre 343 nach Sardika
einberufene Reichssynode endete damit, dass sich beide einander befehdende Parteien mit
dem Bann belegten.
b) Im Jahre 359 berief der Kaiser erneut
eine Reichssynode ein, diesmal die Abendländer nach Armini und die Morgenländer nach Seleucia. Damit sollte verhindert werden,
dass sich die gemäßigten Arianer, die
inzwischen Splittergruppen gebildet hatten, mit den Abendländern vereinigten. Die
Abendländer bekannten sich weiterhin zu den Beschlüssen von Nicäa; die Morgenländer
kamen wegen ihrer Aufspaltungen zu keinem Ergebnis.
Im Jahre 360 bedrohte Konstantius alle
Bischöfe des Ostens und des Westens mit dem Bann, wenn sie nicht die Einigungsformel
unterschrieben: "Vater und Sohn sind ähnlich gemäß der Heiligen Schrift."
Papst Liberius verweigerte diesmal die Unterschrift.
Als Kaiser Konstantius im Jahre 361 starb,
ergaben sich neue Möglichkeiten für die nicäanische Partei: Kaiser Julian der
Abtrünnige, Nachfolger des Kaisers Konstantius, ließ die Bischöfe beider Parteien
wieder aus der Verbannung zurückkehren wenn auch in der Hoffnung, dass sich das
Christentum auf diese Weise selbst vernichten wurde. Die nicäanischen Bischöfe konnten
nun wieder ungehindert wirken, und viele gemäßigte Arianer gingen zu ihnen über.
Nach Kaiser Julian kam Kaiser Valens
(364378) an die Regierung. Er begünstigte den strengen Arianismus. Dennoch ging die
Blütezeit des Arianismus im römischen Reich zu Ende. Die Arianer und Semiarianer waren
in zu viele Splittergruppen zerfallen und bekämpften sich zu sehr, als dass sie noch
gemeinsame Ziele hätten verwirklichen können. (Semiarianer waren gemäßigte Arianer,
unter ihnen gab es z. B. die "Homöusianer", die eine
"Wesensähnlichkeit" zwischen Vater und Sohn betonten).
Papst Damasus 1. (3663 84) setzte
sich sehr für eine Versöhnung mit den Homöusianern ein; und nach dem Tode des Kaisers
Valens fand das Bekenntnis von Nicäa auch im Osten wieder mehr Anhänger.
Die "Jung-Nicäaner" Basilius,
Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa stellten zum Verständnis der Beschlüsse von
Nicaa eine neue Glaubensformel auf: "Eine Wesenheit, drei Personen".
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